Kultur: Fontane mischt sich unter die Könige
Thomas Seyfarth schenkte Fontane-Archiv zwei Büsten / Duplikate bestellbar
Stand:
Luise geht am besten, ganz dicht gefolgt von Friedrich dem Großen. Die Köpfe der Hohenzollern liegen in den „Charts“ des Stuckateur-Meisters Thomas Seyfarth dauerhaft vorn.
Wie weit es hingegen Fontane bringen wird, bleibt abzuwarten. Er gehört zu seinen Newcomern. Der Caputher Büsten-Spezialist hatte sie in diesem Jahr für eine Ausstellung im Heimathaus seines Ortes geschaffen. Dort entdeckte sie ein Mitarbeiter des Fontane-Archivs und signalisierte Interesse an dem nach einem Foto modellierten Kopf. Anlässlich des 70. Geburtstages des Potsdamer Archivs hat der Kunsthandwerker der Einrichtung nun eine größere und kleinere Büste geschenkt. Sie werden in Zukunft die Sammlungen des Hauses am Bassinplatz bereichern, können aber auch als Duplikat erworben werden.
Rund 400 Berühmtheiten haben sich inzwischen in den Regalen der Seyfarth-Werkstatt versammelt. Wie oft er sie schon vervielfacht hat, kann der Kunstformer nicht mehr sagen. Immer wieder bekommt er Nachbestellungen von den verschiedensten Museen. Zu den besten Partnern gehören das Haus Dorn in den Niederlanden, wo der letzte Kaiser 1945 Zuflucht suchte, und auch das Schloss Charlottenburg, das sämtliche Souvenirshops der Preußischen Schlösser und Gärten beliefert. „Seit zwei Jahren arbeite ich auch direkt für das Haus Hohenzollern, für Prinz Georg Friedrich“, so Seyfarth, der nachdrücklich betont, kein Bildhauer zu sein. Sein Handwerk hat er allerdings im Dunstkreis der Preußenkönige gründlich erlernt, bevor er sich zwei Jahre vor der Wende selbstständig machte. Manche Stuckdecke in Sanssouci und auch in der Dresdner Semperoper tragen auch seine Handschrift. „Figuren formen war aber schon immer ein Hobby von mir. Ob es mir immer gelingt, weiß ich nicht, ein Bildhauer kann es sicher besser“, gibt er sich konsequent bescheiden.
„Bei größeren Sachen nehme ich von dem Original die Form ab und mache einen Abguss.“ Viele Büsten gestaltet er aber auch selbst: nach Fotos oder Zeichnungen. So auch eine Bebel-Büste und jetzt eine Immanuel Kant-Büste für Königsberg, wo es im nächsten Jahr eine Ausstellung gibt. „Neue Figuren zu schöpfen, macht viel Spaß. Weniger interessant ist es, wenn man Hunderte von einer Sorte hintereinander anfertigen soll, wie in einer Bäckerei.“ Eine harte Nuss galt es mit Einstein zu knacken. „Er sieht auf jedem Foto anders aus, und da fiel es mir schwer, mich auf ,meinen“ festzulegen. Ich habe mich schließlich für einen ziemlich wilden Wuschelkopf entschieden“, der nun in Einsteins einstigem Wohnhaus in Caputh steht.
Schon manch“ interessiertem Besucher hat Seyfarth eine „Audienz“ in seinem Hofstaat ermöglicht: Denn der Fremdenverkehrsverein Caputh hat neben Schloss und Kirche auch seine Werkstatt mit im Besichtigungsprogramm. „Auch hier geht es etwas wild zu, man fühlt sich bei mir wie in Italien.“
Also genau das richtige Flair für einen König wie Friedrich Wilhelm IV., dem „Romantiker auf dem Thron“, der sich den Süden nach Preußen holte: Nun „thront“ er inmitten seiner Ahnen auf einem langen Holzbrett und kann weiter von Italien träumen. Heidi Jäger
Die etwa 20 cm große Fontane-Büste ist für 30 Euro im Fontane-Archiv bestellbar: aber erst wieder im neuen Jahr.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: