
© Andreas Klaer
Kultur: Freier Raum für junge Künstler
Freiland-„Laboratorium“ lädt ins offene Atelier
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Sie wollen sich nicht nur selbst bespaßen. Jeder Potsdamer soll dabei sein. Freiland für alle, so ihr hehrer Anspruch. Und deshalb öffnen sie am morgigen Sonntag zum Tag der offenen Ateliers auch ihr blaues Tor in dem langgestreckten Backsteinbau auf dem weiten Gelände an der Friedrich-Engels-Straße sperrangelweit.
Der Maler Phillip Langer und Regisseurin Bianca Baalhorn erzählen begeistert von ihrer unbändigen Lust, junge Kunst in Potsdam zu etablieren. Jeder könne seinen Platz auf der 200-Quadratmeter-„Spielfläche“ in der einstigen KfZ-Halle finden, die sie seit Oktober 2011 für ihr „Laboratorium“ nutzen. Elf Leute stecken bislang in dem Projekt, und es drängt sie, weitere Mitstreiter zu gewinnen, nach außen zu treten. Fotografie, Design, Malerei, Illustration, Computerprogrammierung und auch Schauspielerei – das alles hat bereits konkrete Gestalt angenommen. Und mit der wollen sie am Sonntag überzeugen. Jeder Künstler mit seinem Produkt. Zu sehen gibt es Malerei, Installation, Videos und Performances.
Auch Teile ihre Filmserie „Das Laboratorium“ führen sie auf: eine Schwarz-Weiß-Stummfilm-Satire mit zehnminütigen Folgen, gedreht nach einem richtigen Drehbuch, wie Bianca Baalhorn betont. „Wir erzählen darin von unserer Weltsicht, auch Liebe kommt natürlich darin vor. Unsere Darsteller sind die Leute von Freiland, denen wir die Rollen auf den Leib schreiben“, so die 26-jährige Regisseurin und Schauspielerin.
Auch über ihre Mittwoch-Kurse geben sie Auskunft, in denen man sich in Akt- und Porträtmalerei oder im Schauspiel ausprobieren kann. „Die Kosten für die Kurse, die wir weiter ausbauen wollen, sind minimal. Nur das Aktmodell muss bezahlt werden“, so Philipp Langer, der wie seine Mitstreiter nebenbei arbeitet, um sich sein unbezahltes Engagement im „Laboratorium“ leisten zu können. Es sei durchaus blanker Idealismus, stimmt er zu. „Und der wird bleiben. Es ist so wichtig, zu spüren, dass Leute, die noch nicht satt sind, etwas zusammen auf die Beine stellen.“ Der 24-jährige Potsdamer malte lange zu Hause für sich allein. „Ich fand das schrecklich, so ganz ohne Austausch. Es gibt viele junge Leute, die Räume suchen.“ Und jetzt sei diese tolle Möglichkeit da, im Freiland Quartier zu beziehen, sich zu organisieren und kreativ zu werden. Auch sie selbst mussten erst angesprochen werden. „Unsere ,Unartig’-Ausstellungsreihe im Kunstwerk hatte bei den Freiland-Initiatoren Interesse geweckt. Die wollten uns haben.“
Und nun sind sie mittendrin und strecken ihre Hand nach neuen „Laboratorium“-Sympathisanten aus. „Wir wollen jede Ignoranz durchbrechen, die junge Kunst behindern könnte“, so Phillip Langer. Auch eine Förderung wollen sie bei der Stadt beantragen. Auf den offiziellen Flyer zum Tag der offenen Ateliers haben sie es bereits geschafft.Heidi Jäger
Tag der offenen Ateliers, 11 bis 18 Uhr, Sonntag, 6. Mai, Freiland, Friedrich-Engels-Straße 22. Ab 6. Mai auch online unter www. laboratorium-haus1.de
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