
© M. Thomas
First Steps Awards 2011: Fremde Welten
Sechs nominierte Absolventenfilme waren bereits Rekord für die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) bei den alljährlichen Nachwuchspreisen „First Steps“.Zwei Filme holten Preise.
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Babelsberg triumphiert in Berlin. Sechs nominierte Absolventenfilme waren bereits Rekord für die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) bei den alljährlichen Nachwuchspreisen „First Steps“. Aus drei möglichen Auszeichnungen wurden am Dienstagabend bei der zwölften Verleihung im Berliner Theater am Potsdamer Platz schließlich zwei Preise. Nicht nur der beste Kurzfilm des Jahres wurde von einer Babelsbergerin gemacht. Auch in der Königskategorie „Abendfüllender Spielfilm“, wusste sich ein HFF-Absolvent zu behaupten. Der Preis gilt als wichtige Branchen-Ehrung, mit insgesamt 72000 Euro sind die Auszeichnungen in fünf Kategorien dotiert.
Diese wurden in diesem Jahr von fremden Welten dominiert. Der deutsche Filmnachwuchs fand seine cineastische Heimat in der Ferne. Da tönte es russisch, ukrainisch, türkisch oder argentinisch von der Leinwand. Nahezu die Hälfte der nominierten Werke hatten Untertitel – selbst ein österreichischer Beitrag kam nicht ohne Simultan-Übersetzung aus. Auch Josephine Frydetzki, Absolventin der HFF, nahm sich eines ausländischen Themas an und setzte sich mit ihrem Kurz-Drama „Digame – Sag mir“ bei der Preisverleihung durch. Josephine Frydetzki beschreibt in 23 Minuten die Feiern zur 200-jährigen Unabhängigkeit Argentiniens und verwebt das Durcheinander und Chaos auf den Straßen mit dem Schicksal ihres aus der Gesellschaft ausgestoßenen Protagonisten, der auf der nahezu verzweifelten Suche nach persönlichen, emotionalen und körperlichen Kontakten ist. Die Jury war von Frydetzkis „sicherem Gespür für Bilder, Atmosphären und Rhythmus“, beeindruckt, sagte Regisseurin Conny Walther.
Verdient und erwartungsgemäß ging der Preis bei den „Abendfüllenden Spielfilmen“ an den bereits viel beachteten Film „Kriegerin“ von David F. Wnendt. Das Drama zeigt in gewisser Weise auch eine fremde Welt – das Leben von Marisa, einer rechtsradikalen jungen Frau. Der Film ist schonungslos. Wnendt zeigt, wie Marisa ihren Hass auf alles, was ihrem Weltbild nicht entspricht, auslebt – bis sie durch das Treffen mit einem jungen Flüchtling aus Afghanistan und das Abdriften einer Freundin in die totale Radikalität beginnt, sich gegen ihre Neonazi-Freunde zu wehren. Das erschütternd realistische Spiel der Hauptdarsteller Alina Levshin und Gerdy Zint sowie die „spürbar genaue Recherche“ des Drehbuchautors und Regisseurs Wnendt beeindruckten die Jury – die den Film als „mutig“, „kraftvoll, riskant und schockierend“ bezeichnete. KG
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