Kultur: Fremdheit leben

Dieses Buch will die ostdeutsche Antwort auf den Bestseller „Die weiße Massai“ sein. So jedenfalls wird es auf dem Cover postuliert. Auch die von Swanhild Löber-Peter und Susannah Krügener aufgeschriebene Lebensgeschichte „Zwischen Ahrenshoop und Afrika“ erzählt über eine Frau, die sich zu ihrer Liebe bekennt und dafür ein großes Wagnis eingeht. Doch anders als die „Weiße Massai“, eine Schweizerin, die sich spontan in ihrem Urlaub entschließt, in Afrika zu bleiben, muss Swanhild darum kämpfen, dorthin zu gelangen. Die junge Frau ist aus der DDR und hier lernt sie auch den attraktiven Studenten David aus Guinea kennen. Als sie im zweiten Monat schwanger ist, erfährt sie, dass David bereits zu Hause eine Frau und zwei Kinder hat. Dennoch hält sie zu ihm, bekommt ein zweites Kind und kann tatsächlich nach mehreren Jahren zähen Kampfs mit den Behörden nach Afrika ausreisen. Ähnlich wie die Weiße Massai hadert sie dort mit Armut, Wetter und den fremden Lebensgewohnheiten. Aber Conakry ist nicht das kleine entrückte Massai-Dorf mit seinen ungebrochenen patriarchalischen Traditionen. Die Ahrenshooperin kann auch in Guinea als Tierärztin arbeiten. Dennoch kommt sie immer wieder an ihre Grenzen und entschließt sich schließlich, wieder in die Heimat zurückzukehren. „An warnenden Stimmen hatte es nicht gefehlt, und das meiste von dem, wovor man mich gewarnt hatte, ist eingetroffen. Dennoch, ich bereue es nicht,“ schreibt sie am Ende.

Die Autorinnen nennen ihr Buch schlicht Autobiografie. Sie versuchten nicht, literarisch aufzutrumpfen, sondern wählten den einfachen berichtenden Duktus. Dennoch wäre ein etwas sorgfältigeres Lektorat, das Wortwiederholungen ausgemerzt, ebenso wie eine etwas sinnlichere Sprache der Lesefreude dienlich gewesen. Manche Beschreibungen erinnern in ihrem trockenen Tonfall an Wikipedia. Ein bisschen mehr „Weiße Massai“ hätte dem Ganzen ganz gut getan, ohne gefühlstriefend werden zu müssen. Dennoch ist allein die Lebens- und Landesgeschichte allemal spannend und erzählenswert. Heidi Jäger

Lesung heute um 19. 30 Uhr in der Bürgel Buchhandlung Babelsberg, Eintritt 3 €.

Heidi Jäger D