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Kultur: Fresse und Whisky

Vom KO-Wettbewerb ins eigene Atelier. Die Stadt fördert den Nachwuchs. Heute ist Vernissage

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Die Stadt Potsdam, genauer der Fachbereich Kultur und Museum, will stärker den künstlerischen Nachwuchs fördern. Den Anfang machen Felix Freese und Jana Wilsky, die Gewinner des diesjährigen KO-Kunstwettbewerbs, der im Waschhaus ausgetragen wurde.

Dem Abiturienten und der angehenden Kommunikationsdesignerin wurden auf Initiative der Fachbereichsleiterin, Birgit-Katherine Seemann, ein seit längerem leer stehendes Ladenlokal in der Charlottenstraße, Ecke Hermann-Elflein-Straße, als Atelier und Ausstellungsraum zur Verfügung gestellt. Heute wird in dem gemeinsamen Atelier eine Vernissage unter dem Titel „Fresse und Whisky“ stattfinden. „Über das Spiel mit unseren Namen habe ich so lange gelacht“, erzählt Freese auf einem Pressegespräch, „dass wir es einfach als Titel nehmen mussten.“

Mit dem KO-Preis von je 1000 Euro hatte die Jury besonders die Vielfältigkeit und Kreativität der beiden Künstler würdigen wollen, die jeweils in beiden Runden mit ganz Neuartigem ins Rennen des Wettbewerbs gingen.

Freeses Arbeiten sind – dem noch jugendlichen Alter entsprechend – nah an der „Street-Art“, also den Sprühtechnik, auch Comics und Tags, die mit breitem Filzstift gemalten Zeichen. In den neuen Räumen sind auch jene reifen, an Warhol erinnernden gesprühten Schwarzweiß-Köpfe mit bunten Südfrüchten zu sehen, die seinerzeit die Jury so beeindruckten.

Jana Wilsky bevorzugt einfache Pappkartons als Maluntergrund. Ein Aufdruck wird in das Motiv eingearbeitet. Ihre farbigen Motive, Märchen- und seltsame Fantasiefiguren, befassten sich mit Stimmungen, sagt sie.

Seit Anfang August arbeiten die beiden bereits für Passanten gut sichtbar in den Räumen, die von der Stadt zunächst bis Oktober angemietet wurden. „Für eine fiktive Miete“, kommentiert Bettina Schirdewan von der Stadtverwaltung das großzügige Entgegenkommen der Berliner Eigentümer. Hanne Seidel vom Kulturamt sieht die Initiative als Möglichkeit, die Charlottenstraße durch weitere Zwischennutzungen von jungen Talenten zu beleben, und hofft dabei auf weitere Unterstützung von kleineren Potsdamer Unternehmen. Man wäre mit dem Sanierungsträger gemeinsam auf der Suche nach weiteren Lokalitäten in der Straße. „Einige Räume stehen leer, doch nicht alle sind gleich geeignet“, so Seidel.

Freese und Wilsky zeigen sich über ihre neuen Arbeitsmöglichkeiten und die städtische Förderung sehr erfreut. Ausgangspunkt war der Waschhaus-Wettbewerb. „Ich möchte mir nicht ausdenken, was passiert wäre, wenn ich dort nicht teilgenommen hätte“, erzählt Felix Freese, der vor der Endrunde wohl eine stressbedingte Krise durchlitt. Jetzt ist er glücklich, sich in der Öffentlichkeit ausprobieren zu können.

Auch für Jana Wilsky ist es das erste eigene Atelier. Sie genießt es, jeden Tag in die hellen Räume mit den großen Schaufenster zur kreativen Arbeit zu gehen. Der schöne Ort an der Straßenecke würde, so erzählen die beiden, auch von Freunden gerne besucht, die sogar mit den Nachwuchstalenten gemeinsam künstlerisch arbeiteten.

Auch Michael Wegener, Geschäftsführer vom Waschhaus, ist voller Anerkennung, dass die Stadt die Idee des Kunstwettbewerbs für junge Künstler, die noch nicht professionell ausgebildet wurden, so tatkräftig fördert. Er erinnert daran, dass schon die Grundidee und die Durchführung der Ausscheidungsrunden „basisdemokratisch“ zustande kam.

Die Ideengeberin, Juliane Breternitz, zur Zeit in Wien bei einem Praktikum, entwickelte den ersten Durchgang 2004 im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres für das Waschhaus und führte ihn im Team auch dieses Jahr durch. Wegeners Haus hat nun das städtische Jungatelier durch die Produktion der Einladungskarte unterstützt. Einen nächsten KO-Wettbewerb wird es auf jeden Fall geben, verspricht er.

Ausstellungseröffnung am heutigen Samstag, 20 Uhr, Charlottenstr. 119, Ecke Hermann-Elflein-Str.

Matthias Hassenpflug

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