zum Hauptinhalt

Kultur: Freudengefühl

Kathy Kelly begeisterte mit einem Konzert in der Friedrichskirche in Babelsberg

Stand:

Als zu Beginn des Konzertes das Publikum in der voll besetzten Friedrichskirche aufgefordert wurde, bei den Gospelliedern mitzuwirken, war nicht sicher, ob es tatsächlich irgendwann einmal dazu käme. Wir protestantischen Brandenburger sind eben keine schwarzen Amerikaner mit Soulstimme und Musik in jeder Körperfaser, wir müssen uns erst überwinden, Begeisterung, die wir spüren, auch zu zeigen.

Nun gibt es in Babelsberg den Gospellight-Chor unter Leitung von Sonja Ehmendörfer, in dem mehr Frauen- als Männerstimmen die Freude am Glauben intonieren. Für den Enthusiasmus hatte der Chor einen speziellen Gast: Kathy Kelly, die zweitälteste Schwester der Kelly Family, die sich in den neunziger Jahren von ihren singenden Geschwistern losgesagt hat. Seither tourt sie hauptsächlich allein. In Babelsberg bot sie eine Mischung aus irischen, spanischen und englischen Liedern, die eher in den Bereich des Folk als zum Gospel gehören. Manche erinnerten gar an den Wilden Westen, wenn die inzwischen wieder in Irland lebende Sängerin „Yippie“ ausrief. Das kann sie, die braunhaarige Sängerin: mitreißend schnell das Genre wechseln, ohne dass man einen Hörsturz bekommt. Der Jubel am Ende wurde dann mit veritabeln Gospelsongs verdient. Zunächst aber gab es Gospel light – ganz ohne Kellys Hilfe. „I''ve got a reason“ begann verhalten, um immer mehr Fahrt aufzunehmen. Erstes Händeklatschen war zu vernehmen, bei „I glorify you“ kam dann auch das typische Wiegen dazu – zumindest der Chor stimmte sich schon mal auf Ganzkörperbegeisterung ein. Kathrin Wagner, Martina Kaufmann und Moureen Angut gaben Soloproben ihres Könnens, vor allem die Letztgenannte konnte den gesamten Kirchenraum bei „Soon, very soon“ mit ihrer Stimme füllen.

Und dann kam sie: Kathy Kelly, die 1963 geborene Sängerin, die mit ihrer in Fußgängerzonen klingenden Familie berühmt wurde, gab ein fast zweistündiges Konzert, das die Besucher von den Kirchenbänken riss, mit den Füßen auf den Boden im Rhythmus stampfen ließ und ein allgemeines Freudengefühl im Raum provozierte. Viele Mütter waren an ihrem Ehrentag gekommen, manche auch in Begleitung von Mann und Sohn, sie klatschten in die Hände, sie jubelten und sie sangen an einigen Stellen mit. Kathy Kelly lieferte in Begleitung von Alex Olivari (Gitarre und Klavier) dazu die multikulturelle Vorlage: Ihr Einstiegssong, Mi sueño (Mein Traum) enthielt schon die Vokabeln Lächeln, Liebe, Einsamkeit, um die sich auch die weiteren Lieder taktvoll, lateinamerikanisch-spanisch drehen sollten. Oft bediente sie das Akkordeon, das sie gekonnt zog und quetschte und dabei die kraftvollen, Leid und Freude ausdrückenden Töne entlockte. „Amores“, „Eres tú“ und „te quiero y no me dejes“ aus ihren beiden aktuellen CDs bildeten die Folie für ihre flamencoartigen Songs, die von irischen Balladen abgelöst wurden. „Nothing like home“ beschwor etwas zu sehr die heilige Familie, was zum Muttertag passte, der ironisch-liebevolle Song „Father''s nose“ konnte der Gefahr der Übersentimentalisierung entgegen wirken. Darin besingt sie die zu große Nase ihres „Kaiserkindes“, das diese sicher vom Vater geerbt hat.

Und spät fand sie zum Gospel und wieder zurück zum Gospellight-Chor: „Oh happy day und Amazing Grace“ bildeten die Grundfesten des ausgehenden Nachmittags. Der Begeisterung des Publikums war inzwischen kein Halt mehr geboten, der Jubel schallte mit der frohen Botschaft über den Weberplatz. Lore Bardens

Lore Bardens D

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })