Kultur: Freudig-bewegt
Singakademie Potsdam sang Bachs „Weihnachtsoratorium“
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Singakademie Potsdam sang Bachs „Weihnachtsoratorium“ Die Zeit der Aufführungen des „Weihnachtsoratoriums“ von Johann Sebastian Bach hat am vergangenen Wochenende begonnen. Zumindest die ersten drei Kantaten, in denen von der Suche nach einer Unterkunft des Ehepaares Maria und Josef, von der Geburt des Jesuskindes, der Verkündigung der Engel und der Anbetung der Hirten erzählt wird, haben bei den Wiedergaben Priorität. Allein in Potsdam gibt es fünf Konzerte mit den Kantaten 1 bis 3. Der Sinfonische Chor der Singakademie Potsdam gehörte zu den Klangkörpern, der sich dem Weihnachtsoratorium im Nikolaisaal annahm. Am Dirigentenpult stand Edgar Hykel, erstmals seit seiner Übernahme des Chores vor fast einem Jahr das Oratorium dirigierend. Er konnte mit Sängerinnen und Sängern arbeiten, von denen die meisten den Chorpart seit vielen Jahren aus dem Effeff kennen. Und so folgten sie den Intentionen Hykels sehr genau. Der zwar weitgehend homogene Klang würde noch etliche junge Stimmen vertragen. Erstaunlich, dass es davon im Sinfonischen Chor der Singakademie so wenig gibt, schließlich rühmt sich der Verein seit vielen Jahren seiner Nachwuchsarbeit. Edgar Hykel bevorzugte eine freudig-bewegte Interpretation. Doch die gewisse Nervosität, die er gleich von Anfang an in die Aufführung hineinbrachte, wollte sich nur selten legen. Es mag auch durch ein zu übertrieben detailverliebtes Dirigieren hervorgerufen worden sein. Alles stand unter einem Druck, dem vor allem das Neue Kammerorchester Potsdam „zum Opfer“ fiel. Es spielte vielfach zu forciert, zu laut, wobei es auch schöne instrumentale Soli zu hören gab (Flöte, Violine). Die Gesangssolisten waren in Potsdam „Neulinge“. Leider konstatierte man sehr unterschiedliche Leistungen: die Sopranistin Yvonne Zeuge gestaltete die Engelsverkündigung sowie das Duett mit dem Bass „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“ stimmscharf und ohne jegliche Ausstrahlung. Davon konnte die Altistin Gillian Crichton bedeutend mehr in die Waagschale werfen. Sie war es denn auch, die sich von dem nervösen Dirigieren Hykels nicht beirren ließ, und sang ihre Arien, vor allem „Schließe mein Herze dies selige Wunder“ nicht nur kultiviert und geschmackvoll, sondern auch ausdrucksstark. Tenor Dirk Kleinke wusste den Evangelistenpart bildkräftig und stimmschön zu singen. Beim Produzieren hoher Töne sah man ihm die Anstrengung allerdings noch zu sehr an. Peter Michailow bemühte sich um eine überzeugende Gestaltung, doch leider vermisste man zu wenig runde Töne bei seinem Bass. Vor allem in der Höhe waren sie zu flach. Für die meisten Zuhörer war diese Aufführung eine wunderbare Einstimmung in die Advents- und Weihnachtszeit. Sie applaudierten allen Mitwirkenden sehr herzlich. Klaus Büstrin
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