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Kultur: Friedlich- Pastorales und Festliches Das Orgel-Jubiläum

in der Erlöserkirche

Stand:

Die Königin feierte drei Tage lang ihr 50-jähriges Thronjubiläum. Auf der mittleren Empore der Erlöserkirche hat sie in der Adventszeit 1964 ihren Platz gefunden und ist seitdem nicht mehr aus dem Leben der Erlöserkirchengemeinde sowie des musikalischen Potsdam wegzudenken: die Schuke-Orgel. Ein guter Anlass, dem Initiator Friedrich Meinel Dank zu sagen, der 40 Jahre Kantor der Gemeinde und nach seinem Ruhestand 1996 als ehrenamtlicher Organist gewirkt hat. Am vierten Advent hat er seinen letzten Gottesdienst musikalisch betreut. Er wurde besonders festlich von der Potsdamer Kantorei, die vom Kantor vor 57 Jahren gegründet wurde und deren Ruf auch heute unbestritten ist, mit der Bach-Kantate „Wir danken dir, Gott“ gestaltet. Neben ihr muszierten unter der Leitung von Ud Joffe Gesangssolisten sowie das Neue Kammerorchester Potsdam. Meinels große Verdienste in Sachen Kirchenmusik wurden nach dem Gottesdienst mit seinem Eintrag in das Goldene Buch der Landeshauptstadt geehrt.

Zwei Konzerte gab es innerhalb des Orgelfestes. Der gebürtige Potsdamer Kirchenmusiker Christian Skobowsky, der bei Meinel ersten Orgelunterricht erhielt und derzeit Ratzeburger Domkantor ist, bot ein gemischtes Solo-Programm mit Werken aus verschiedenen Musikepochen. Bach war natürlich dabei, auch César Franck, Olivier Messiaen, Hugo Distler. Bei allen ausgewählten und dabei werk- sowie stilgerecht aufgeführten Orgelkompositionen erwies sich Skobowsky als ein sehr überlegt gestaltender, den satztechnischen Finessen subtil nachspürender Interpret.

Vorwiegend friedlich-pastorale und festliche Musik war während des Orgel-Orchester-Konzerts am Freitagabend zu vernehmen, die adventlich-weihnachtliche Stimmung hervorrief. Als Solist wurde der in Berlin und in Amsterdam wirkende renommierte Organist Leo van Doeselaar eingeladen. Zunächst spielte er gemeinsam mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam unter der Leitung von Ud Joffe Georg Friedrich Händels Orgelkonzert in F-Dur als das, was es ist: als prächtige Spielmusik. Schon zu des Komponisten Lebzeiten waren sie vor allem in England bekannt und oft gespielt. Der Komponist selbst interpretierte seine Konzerte in den Pausen der von ihm veranstalteten Oratorienaufführungen. Nach Händel stand Arcangelo Corellis berühmtes Concerto grosso g-Moll op. 6 Nr. 8, auch einfach Weihnachtskonzert genannt, auf dem Programm. Ud Joffe leitete das Neue Kammerorchester mit feinem Gespür für die einfühlsamen und dynamischen Stellen dieser immer wieder bewegenden Musik und sorgte für ein harmonisches Erscheinungsbild der breiten Melodielinien und warm intonierten agogischen Bögen.

Leo van Doeslaar hielt sodann ein Solostück des Franzosen Marcel Dupré parat, das Variationen über ein spätmittelalterliches französiches Weihnachtslied enthält. Die zehn kurzen Variations sur un Noël op. 20, die er im Winter 1921/22 in den USA komponierte, sind klanglich von den orchestralen amerikanischen Orgeln beeinflusst. Leo van Doeselaar wusste das Spektrum der einzelnen Stücke spannungsreich zu interpretieren, bei der die übermütige 10. Variation, ein Fugato, jedoch besonders mitreißend von dem Organisten gespielt wurde. Das Konzertfinale bestritten Leo van Doeslaar und das Neue Kammerorchester wieder gemeinsam, mit dem in unseren Breiten selten zu hörendem Orgelkonzert C-Dur Nr. 1 von Joseph Haydn. Das charmant-liebevolle Werk wurde vom holländischen Organisten mit einer abwechslungsreichen Registerwahl bedacht und von seinen Musizierpartnern mit feiner Balance musiziert. Langanhaltender Beifall war der Dank der Zuhörer in der Erlöserkirche. Klaus Büstrin

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