Im Kreise seiner Schüler fragte Arnold Schönberg ironisch: „Glauben Sie denn nicht, ich höre auch lieber Haydn als Schönberg? Aber leider darf ich nicht mehr wie Haydn, sondern muss wie Schönberg komponieren.“ Diese Bemerkung offenbart sein historisches Pflichtbewusstsein, der Sache des Fortschritts zu dienen. Wie leicht wäre das Leben gewesen, hätte Schönberg ein paar gefällige klassizistische Sinfonietten schreiben dürfen. Die Geschichte hat es jedoch anders bestimmt: Schönberg musste komponieren wie Schönberg. Eine kompositorische Frischluftzufuhr bekam von nun an die Musikwelt zu spüren. Nicht immer wurde sie von den Konzertbesuchern sofort angenommen. Oftmals sogar abgelehnt. Bis heute. Doch das Bild neuer Musik stellt sich heute ausgesprochen bunt dar. All die Strömungen wurden verarbeitet, die als Reaktion auf das serielle Denken entstanden sind, wie Aleatorik und offene Formen, Klangfarbenkompositionen, Neue Einfachheit, Minimal Music sowie elektronische Klänge. Musik im Stile Haydns ist natürlich nicht zu finden, eher die Schönberg“schen Kompositionsmethoden. Aber das große Publikum, selbst jenes, das regelmäßig Konzerte besucht, hat Schwierigkeiten mit dem Klassiker Arnold Schönberg, mit der Neuen Musik überhaupt. Fast ausschließlich Haydn, Beethoven etc. möchte es hören. In Potsdam finden neue Kompositionen noch zu selten Eingang in die Konzertprogramme. Aber wie soll man sich mit ihnen auseinandersetzen, wenn sie kaum gespielt werden? Das Fest der Neuen Musik versucht indes neue Kompositionen und Tendenzen vorzustellen. Einmal im Jahr findet es statt. Zum diesjährigen Festival kamen – wie in den sieben Jahren zuvor – zu den meisten Konzerten wiederum nur ca. 20 Gäste. Der Veranstalter, der Brandenburgische Verein Neue Musik, sollte zukünftig auf solche Events verzichten, da man meist unter „Fachleuten“ bleibt. Freudiger und gelassener besucht man indes Konzerte, die Neues und Altes vereinen, die sich auch mit theatralen Formen beschäftigen. Um sich über den aktuellen Stand von Kompositionen, auch aus dem Brandenburgischen, zu informieren, sollten die Kammerakademie Potsdam und der Nikolaisaal sie mehr als bisher in ihren Konzerten aufnehmen. Natürlich ist Qualität gefragt. Kopflastigkeit und Effekthascherei werden selten angenommen.
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