Kultur: Frischzellenkur für schwache Königin
Benefizkonzert zur Erneuerung der Orgel in der Friedrichskirche
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Die barocke Friedrichskirche auf dem Babelsberger Weberplatz ist längst zur Heimat des Sinfonieorchesters Collegium musicum Potsdam geworden. Hatte zu DDR-Zeiten der immer mehr schrumpfende Klangkörper im Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, dem heutigen Logenhaus, seine Proben- und Konzerträume, so wechselte man nach der Wende in kirchliche Domizile. In der Friedrichskirche, einem Bau aus der Zeit Friedrichs des Großen für die böhmische Weberkolonie, finden heute vor allem die landeshauptstädtischen Konzerte des Collegium musicum statt, in dem vor allem Liebhaber musizieren. Derzeit zählt das Sinfonieorchester 75 Mitglieder.
Der Klangkörper und sein künstlerischer Leiter Knut Andreas wissen sich als ständige Gäste des Sakralbaus nach ihrem Ermessen ebenfalls verantwortlich für seine musikalische Ausstattung. Für die Orgel. Mit ihren Möglichkeiten wollen sie der altersschwachen „Königin der Instrumente“ wieder zu frischem Glanz verhelfen. Dafür wird am morgigen Samstag zu einem Benefizkonzert in der Friedrichskirche eingeladen werden. Das Collegium musicum Potsdam, das immer wieder durch seine reizvolle Programmgestaltung überrascht, hat auch diesmal Werke ausgewählt, die selten in Konzerten erklingen und fast unbekannt sind.
Trotz ihrer Schwächen wird die pneumatische Schuke-Orgel mit ihren 19 Registern aus dem Jahr 1914, die Anfang der fünfziger Jahre ein neues Pfeifenwerk erhielt, im Mittelpunkt stehen. Der Berliner Organist Johannes Kaufhold wird wohl so manche Registrier-List anwenden müssen, damit die Konzerte für Orgel und Orchester der Spätromantikers Camille Saint-Saens und Ottorino Respighi zu einem eindrucksvollen Konzerterlebnis werden. Zunächst wird „Cypres et lauriers“ (Zypressen und Lorbeeren) des französischen Komponisten Saint-Saens aus dem Jahre 1919 aufgeführt. In diesem und vor allem in den groß besetzten Symphonischen Impressionen „Vetrate di Chiesa“ (Kirchenfenster) des Italieners Respighi von 1925/26 können Organist Johannes Kaufhold und Dirigent Knut Andreas ein breites Spektrum an Farben und Dynamikvaleurs in ihre Interpretation einbringen.
Auch die kleine Altarorgel wird an diesem Abend nicht schweigen. Damit sie richtig zur Geltung kommt, haben die Veranstalter das Orgelkonzert C-Dur XVIII Nr. 1 von Joseph Haydn ausgesucht. Ein Werk stilistischen Umbruchs. Die barocke Rhetorik kommt genauso zur Sprache wie der aufkommende galante Stil.
Die Veranstalter hoffen auf einen regen Konzertbesuch, damit sich der Benefizgedanke für die Erneuerung der Orgel kräftig entwickeln kann, denn sie soll schließlich wieder ohne Beschwer in Konzerten und Gottesdiensten königlich zur Geltung kommen. Klaus Büstrin
Benefizkonzert am 16. März, 19.30 Uhr, in der Friedrichskirche
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