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Kultur: Früher Tod eines Prinzen

Weihnachtsgeschenk an Friedenskirche: Sakristeifenster von 1866 erneuert

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Bunt leuchten die beiden Fenster der Sakristei der Friedenskirche hinaus auf den Friedensteich. Mit ihrer Wiederherstellung hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten der Kirchengemeinde ein wertvolles Weihnachtsgeschenk gemacht, das durch eine großzügige private Spende ermöglicht wurde. Von Baudenkmalpfleger Klaus Dorst angeleitet, sicherten und ergänzten die Restauratoren Uta Scholz (Glas), Verena Göttel (Architekturfassungen/Wandbild), Harald Weber und Martin Engel (Metall) die mit keramischen Schmelzfarben, Silberbeize und Schwarzlot bemalten Scheiben, Farbfassungen und gusseisernen Rahmen. Einige Scheiben waren völlig zerstört und mussten durch die Spezialfirma Glasgestaltung Berlin rekonstruiert werden. Die Fenster wurden mit einem nicht sichtbaren Außenschutz versehen, damit sie nicht wieder durch Rowdys eingeworfen werden können.

Sie waren wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes 2001 herausgenommen und damals unrestauriert in der Ausstellung zum 100. Todestag der Kronprinzessin und Gemahlin von Kaiser Friedrich III., Victoria, gezeigt worden.

Die aus dem englischen Königshaus stammende „Vicky“, die aus ihrem fortgeschrittenen Heimatland zahlreiche Neuerungen mit an den preußischen Hof brachte, bestimmte 1866 auch die Neugestaltung der Sakristei. Der Anlass war tief traurig, denn in diesem Raum fand der noch nicht einmal zweijährige Prinz Sigismund, der am 18. Juni d. J. im Neuen Palais an Hirnhautentzündung gestorben war, seine vorläufige Ruhestätte. Wie nahe der Tod ihres Sohnes dem Prinzenpaar ging, spürt der Besucher der Sakristei noch heute. In die Fenster ist sein Monogramm „S“ eingearbeitet, das auch in der Deckenbemalung vielfach wiederkehrt.

Vier Medaillons mit Engelgestalten nehmen dem Raum etwas von seiner Strenge. Diese Bilder sollen nach Vorlagen der Kronprinzessin entstanden sein, die auch eine begabte Malerin war. In zwei Eichensesseln, die noch heute vorhanden sind, hielten die Eltern nach ihrer Rückkehr aus dem damals tobenden Preußisch-Östereichischen Krieg, in dem Victoria Verwundete pflegte, fast täglich Andacht. 1879 wiederholte sich die Tragödie, als der 11-jährige Prinz Waldemar an Diphterie verstarb. Sein Sarg wurde neben dem seines Bruders aufgestellt. Seit 1890 ruhen die beiden Prinzen wie ihre Eltern im Mausoleum an der Friedenskirche.

Die Sakristei aber hat ihren Charakter als Andachtraum bewahrt und durch die schrittweise Restaurierung in den letzten Jahren wieder ausgeprägt. Klaus Dorst hofft, dass zum Abschluss nun auch die Marmorplatte auf dem in einen Altan eingefügten Altartisch erneuert werden kann. Der Trauerraum soll in seiner historischen Bedeutung und seiner Restaurierungsgeschichte im Sommer 2006 in der Ausstellung „Marmor, Stein und Eisen bricht ... Die Kunst zu bewahren“ dem Publikum nahe gebracht werden.

Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte, der der Stiftung für das ungewöhnliche Weihnachtsgeschenk dankte, will ihn aber auch in die Besichtigung und die Führungen einbeziehen, die während der Saison in der Friedenskirche stattfinden. Er bat allerdings um Verständnis dafür, dass dies während der Gottesdienste, besonders jetzt zu den Feiertagen, nicht möglich ist. Dann wird der Raum nach wie vor als Sakristei benötigt, denn die riesige Kirche besitzt kaum Nebengelass.

Erhart Hohenstein

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