Kultur: Frühstück mit Churchill und andere Genüsse Erika Harder lud zu einem besondern Menü ins „Chocolat“
Winston Churchill liebte Bonmots. Die sicher durch Historie und allerlei Histörchen streifende Erika Harder liebt sie auch und Winston Churchill dazu.
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Winston Churchill liebte Bonmots. Die sicher durch Historie und allerlei Histörchen streifende Erika Harder liebt sie auch und Winston Churchill dazu. Denn mit ihm lässt sich trefflich so manche muntere Stunde verbringen. Truman erscheint im Vergleich dazu schon unergiebiger, aber auch er ist noch immer ein interessanter Gesellschafter, literarisch und musikalisch gebildet. Dagegen muss Stalin ein ausgesprochen unsympathischer Tischgenosse gewesen sein. Unberechenbar, abergläubisch und krankhaft misstrauisch um sein Leben fürchtend. 50 Scharfschützen sollen ihn ständig bewacht haben. Schließlich wusste er, wie man Leute aus dem Weg räumt . Mit diesen Größen der Potsdamer Konferenz, auf der die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg neu geordnet wurde, bat Harder zu Tisch ins La Maison du Chocolat im Holländischen Viertel. Von Marotten, Merkwürdigkeiten und Vorlieben der Drei erzählte sie zwischen den Gängen des Abendmenüs, so dass sich Leib und Geist laben konnten. Dabei gelang es der amüsanten Erzählerin wie schon mit ihrem Programm über Ess- und Trinkgewohnheiten Friedrichs II. trotz aller Heiterkeit ein ausgewogenes Geschichtsbild zu zeichnen, das auch die Not der Nachkriegswirren nicht aussparte. Für diese Balance und das umfangreiche Quellenstudium, das freilegte, was man eben nicht in den Geschichtsbüchern lesen kann, gebührt Erika Harder Anerkennung. Das zwanglose Beisammensein mit den drei Geschichtsgrößen wurde übrigens aus einer Not geboren, die nun den Gästen des Chocolat in lockerer Folge immer wieder Vergnügen schenkt. Nach einer Tagung wollten Manager unbedingt die Stätte des Potsdamer Abkommens - das Schloss Cecilienhof – spätabends besuchen. Die Schlösserstiftung mache schon viel möglich, aber das ging nun wirklich nicht, erzählte Harder am Rande des vergnüglichen Abends. Also wurde die Idee geboren, mit den drei Politgrößen zu Tisch zu bitten. Und so erfuhr man, dass Churchill zwar ein echter Genießer war, aber – nach eigener Aussage – überhaupt nicht wählerisch. Er brauche von allem nur das Beste, habe er von sich gesagt. Schon zum Frühstück vertilgte er Fisch, Fleisch, Obst und Kaffee, ließ sich das alles im Bett servieren und empfing vormittags auch dort Freunde und Parlamentarier. Mittags badete er und schlüpfte dann in die akkurat vorbereiteten Sachen. Dabei half ihm sein Butler, der später - wie hätten wir es sonst erfahren – aus der Schule plauderte. Das war also nicht nur zu Prinzessin Dianas Zeiten so. Allerdings verhielt sich Churchills Butler erheblich diskreter und kompromittierte seinen Dienstherrn nicht. Dass Churchill völlig unsportlich gewesen sein soll, ist eine von ihm selbst genährte Legende. Er war in seiner Jugend ein ausgezeichneter Reiter, Fechter und Schwimmer. Das Potsdamer Abkommen hat er dann übrigens nicht mehr unterzeichnet. Er wurde abgewählt. Vor seiner Abreise aus Potsdam verabschiedete er sich mit den Worten: So Gott und die Engländer es wollen, werde ich zurückkommen. Und Stalin soll geantwortet haben: Gott hat sicher nichts dagegen. Von Truman wusste Erika Harder zu erzählen, dass er ein wenig unter dem Pantoffel seiner Frau stand und ihr brav berichtete, was in Potsdam so außerhalb der offiziellen Treffen geschah. Man darbte trotz der Nachkriegswirren offenbar nicht, schwelgte in Wodka, Kaviar, Geflügel und Wildbret, das die Sowjets heranschafften. Bei einem Essen, so schreibt Truman nach Hause, habe es 25 Mal einen Toast gegeben. Und Stalin? Keine Aussagen seiner Bedienung, keine schriftlichen Zeugnisse. Wie Truman liebte er Chopin und Kachetiner Wein aus seiner Heimat Georgien, der weltweit eine Delikatesse sein könnte, wenn er besser vermarktet würde, meint Erika Harder. Gut vermarktet sich dagegen das Chocolat mit wechselnden Veranstaltungen von „Ente Kross“ des Dagobert-Erpressers Arno Funke bis Kabarett. Gretel Schulze und Andrea Zieger schrieben direkt fürs Haus ein Programm, bei dem die Gäste als Detektive mitmachen können. Es steigt erstmals am 18. Juni und Restaurantchefin Bianca Geisendorf lädt herzlich dazu ein. Reservierungen sind unter Telefon (0331) 2370730 möglich. Hella Dittfeld
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