Kultur: Fünf Meister und ein Instrument
Die Potsdamer Gambistin Juliane Laake mit einem Soloprogramm in der Brandenburger Katharinenkirche
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Manchmal muss man die Stadt verlassen, um endlich einen Musiker aus Potsdam auf der Bühne erleben zu können. In diesem Fall war es die Gambistin Juliane Laake, die kürzlich ihr erstes Soloalbum mit Sonaten von Marin Marais herausgebracht hat (PNN v. 20. Juli). Weil in absehbarer Zukunft kein Konzert mit ihr in Potsdam zu erwarten ist, ging es am Sonntag nach Brandenburg, wo Juliane Laake mit einem Programm für Gambe solo im Hohen Schiff der Katharinenkirche gastierte. Und fast alle Stühle waren besetzt, als sie vor das Publikum trat und mit der „Recercada Tercera“ von Diego Ortiz das Konzert eröffnete.
Ortiz, spanischer Komponist am Hof zu Neapel im 16. Jahrhundert, hat in seinem „Tratado de glosas“ zum ersten Mal überhaupt die Verzierungstechnik für die Gambe festgehalten. Und die „Recercada Tercera“ und „Recercada Quinta“ aus besagtem Werk dienten Juliane Laake als Auftakt durch eine musikalische Zeitreise, die die Entwicklung der Gambenliteratur an fünf Komponisten aufzeigte. Neben Ortiz waren dies die Engländer Tobias Hume und Christopher Simpson, der deutsch-niederländischer Komponist und Gambenspieler Johannes Schenck und der Deutsche Carl-Friedrich Abel.
Es waren vor allem Schenck und Abel, mit denen Juliane Laake überzeugte. Zwei Virtuosen, die für den letzten Höhenflug der Gambe vor ihrem Niedergang sorgten. Juliane Laakes Spiel hier technisch über jeden Zweifel erhaben. Der Ton ihrer siebensaitigen Bassgambe delikat und vollmundig, ihre Lesart der Sonate IV in a-Moll von Schenck und der Sonate IV in A-Dur von Abel vor allem eine Innenschau. Die Verzierungen, das Virtuose nicht vordringlich als Affekte, sondern von gedanklicher Tiefe. Wobei gerade bei Abel auch das Lustvolle am Spiel nicht zu kurz kam. Den fünf Kompositionen des Söldners und Haudegens Tobias Hume hätten dagegen eine berherztere Bogenarbeit und ein weniger freies Spiel mehr entsprochen. Auch Christopher Simpsons Prelude und Divison in e-Moll konnte nicht vollends überzeugen. Wobei die Feinheiten und Details dieser lehrhaften Komposition, denen zu folgen selbst dem geübten Zuhörerohr nicht immer leicht fällt, der für ein Instrument wie die Gambe schwierigen Akustik in der Katharinenkirche zum Opfer fielen. Doch trotz diese Kleinigkeiten, die kurze Reise nach Brandenburg, um endlich diese Potsdamer Musikerin zu erleben, hat sich gelohnt. Und selbst ein weiterer Weg sollte bei dieser Solistin kein Hindernis sein. Dirk Becker
Dirk Becker
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