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Farbiger Bombast. Händels „Feuerwerksmusik“ kam mit Farb-und Lichtspielen der Pyrotechnik und mit aufgefrischt pompösem Orchesterklang daher.

© Andreas Klaer

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2015: Für Kenner und Genießer

Ein musikalischer Ausflug nach London unterhalb der Sanssouci-Terrassen.

Stand:

Am späten Samstagabend strebte eine große Menschenmenge von der Stadt aus durch die Maulbeerallee in Richtung Orangerie. Die sommerlich luftige Kleidung wurde mit Regenjacken verhüllt, denn Niederschlag kam unaufhörlich vom Himmel. Mit dem Auftakt des Open-air-Konzerts war auch das Regen-Finale des heißen Junitages gekommen. Dirigent Robert King tröstete die rund 2000 Besucher, dass solch Art Wetterkapriolen in Großbritannien gang und gäbe wären. Die Musikfreunde trotzten dem Wetter und ließen sich die Geselligkeit nicht nehmen. Man war in Bewegung, plauderte, lauschte der Musik, trank und aß.

In Deutschland haben die Zuhörer Ruhe zu halten. „Pscht“ wurde gerufen, als eine ältere Dame die berühmte Arie „Ombra mai fu“ aus Händels Oper „Xerxes“ mitträllerte, die der Countertenor Terry Wey gemeinsam mit den King’s Consort unterhalb der Orangerie-Terrassen musizierte. Die Feierlichkeit wurde gestört. Kann ja sein, dass die Zuhörerin die richtige Intonation nicht immer traf, aber eine gewisse Großzügigkeit des Herzens könnte open-air den Abend noch schöner machen.

Solche Freiluft-Konzerte sind nicht nur für echte Kenner bestimmt, sondern auch für arglose Genießer oder neugierige Anfänger. In den Vauxhall-Gardens, durch die The King’s Consort die Konzertbesucher musikalisch führte, war die Stimmung stets heiter. Der Londoner Vergnügungspark gehörte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu den ersten Adressen für Geselligkeit in der britischen Hauptstadt. Nach seinem Vorbild gründeten sich eine ganze Reihe von „Vauxhalls“ in Großbritannien und im übrigen Europa. In einem Parkteil wurde eine Bühne für Orchester eingerichtet, an dessen Eingang 1739 eine Händel-Statue stand, auf dem der damals bereits populäre Komponist privat dargestellt wurde. Spaßige Geselligkeit und fröhliches Musizieren waren in den Vauxhall-Gardens jedenfalls angesagt. Dies kann man auch heute bei den Musikfestivals auf der britischen Insel erleben.

Zu Beginn des Konzerts mit dem Titel „Very british“ hatten zunächst Kompositionen von Händel Priorität – die eher volkstümlichen Arien und Duette aus der Oper „Xerxes“ und den Oratorien „Solomon“ und „Samson“. The King’s Consort musizierte zwar schwungvoll, doch der teilweise pompöse Klang, denen Händels Musik eigen ist, war noch nicht gegeben. Vielleicht lag es an der selten optimal ausgesteuerten Tonübertagung, die sich jedoch im Laufe der Konzertnacht zum Positiven ändern sollte. Sopranistin Julia Doyle und Countertenor Terry Wey haben sich mit schöner stimmlicher Delikatesse ihren sängerischen Aufgaben angenommen, darunter auch der „Nationalhymne“ Großbritanniens „Rule, Britannia!“ oder Bachs zärtlicher Arie „Schafe können sicher weiden“. Das Programm, das Orchesterleiter Robert King engagiert leitete und durch das er liebevoll moderierte (leider nur in Englisch), stand wohl auch unter dem heimlichen Motto „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“. Im zweiten Teil waren dann Filmmusiken und Musicalmelodien von Michael Nyman, George Gershwin oder Cole Porter angesagt. Etwas barsch war der Übergang. Doch zum Abschluss gab es Händels „Feuerwerksmusik“ und das unvermeidliche Farb-und Lichtspiel der Pyrotechnik. Und mit aufgefrischt pompösem Orchesterklang. Zufrieden und trockenen Fußes ging das Publikum in die Nacht. 

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