Potsdamer Orchesterwoche: Für Luise
Der Potsdamer Komponist Gisbert Näther schrieb für die Orchesterwoche die „Paretzer Suite“
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Die Insel Hermannswerder ist seit jeher ihr Hauptquartier. Doch auch in der Kulturscheune oder im Schlosspark von Paretz ist die Potsdamer Orchesterwoche, die sich nach 1990 zu einem Verein etablierte, seit vielen Jahren zu Gast, ebenso in der Klosterkirche von Lehnin und in der Friedenskirche Sanssouci. Die besondere Stimmung von Paretz aber, die ländliche Lieblingsresidenz König Friedrich Wilhelms III. und seiner Gattin Luise wirkt auch heute auf Künstler und Musiker inspirierend – auch auf den Potsdamer Komponisten und Hornisten Gisbert Näther.
Der hat für das 40. Jubiläum der Potsdamer Orchesterwoche, angeregt von deren Initiatoren, die „Paretzer Suite“ geschrieben. Ein Stück, das sich inhaltlich mit Königin Luise auseinandersetzt. In diesen Tagen wird es erstmalig zu Gehör gebracht.
Neben der Uraufführung erklingen auch Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, genauer das Vorspiel zum Oratorium „Paulus“, Johann Nepomuk Hummels Trompetenkonzert in Es-Dur und Edvard Griegs „Symphonische Tänze op. 64“. Am Dirigentenpult steht Matthias Salge, der 2012 Kantor Dietrich Schönherr ablöste. Der Kirchenmusiker verabschiedete sich in den Ruhestand.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Werk von Näther von der Potsdamer Orchesterwoche zur Aufführung gebracht wird. So musizierte man das Nocturne für Flöte und Orchester, die Orchesterfantasie „Castel del Monte“ und zum 30. Jubiläum vor zehn Jahren wurden die Orchestervariationen zu dem Choral „Singet dem Herrn ein neues Lied“ aus der Taufe gehoben. Nun wird die „Paretzer Suite“ mit Spannung erwartet. In ihr erzählt er Geschichten rund um Königin Luise, die sieben Sätze hat Näther mit Titeln wie „Frohe Feste“, „Königin Luise Spaziergang“, „Die Kirche von Paretz“, „Hasenjagd“ oder „Schloss-Still-im-Land“ bedacht.
In ihnen zitiert er Musik von Zeitgenossen der Königin Luise, beispielsweise vom preußischen Hofkapellmeister Vincenzo Righini oder Friedrich Heinrich Himmel, der als Klaviervirtuose und Komponist am preußischen Hof sehr geschätzt wurde. Auch der Lieblingschoral der mit 34 Jahren verstorbenen Monarchin „Befiehl du dein Wege“ von Johann Crüger und Paul Gerhardt fließt in die Suite mit ein.
Doch Näther verarbeitet die Zitate natürlich mit heutigen musikalischen Mitteln, führt sie in unsere Zeit weiter, nachdenklich und mit einem Augenzwinkern. „Ich war zunächst mehrmals in Paretz und ließ mir von Matthias Marr, dem Schlosskastellan, über die Geschichte des bedeutsamen Ortes erzählen. Dann ging ich an die Komposition der Suite“, sagt Näther. „Ich versuche in meinem Stück, die Historie mit vielen instrumentalen Farben zu beleuchten, mal lyrisch, mal virtuos.“ Der Komponist war wenige Tage bei einer Probe des Orchesters anwesend.
Dabei fiel ihm auf, dass unter der Leitung des Dirigenten Matthias Salge sehr konzentriert gearbeitet wird. „Dabei ist ja die Zeit für die Einstudierung minimal. Doch habe ich die berechtigte Hoffnung, dass das anspruchsvolle Stück in dem vorwiegend mit Liebhabern besetzten Klangkörper in besten Händen ist“, sagt der Komponist.
Zur Orchesterwoche – einer Vereinigung von Laienmusikern – reisen Teilnehmer vor allem aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland an. Weil sie bereits vorab die Noten zugesandt bekommen, können sie schon gut vorbereitet auf die Insel Hermannswerder kommen. Die dort ansässige Hoffbauer-Stiftung unterstützt sie nach besten Kräften. So kann die große Aula des Gymnasiums als Probenraum genutzt werden, im Internat ist eine Unterkunft möglich.
Von Hermannswerder aus geht es zu den verschiedenen Konzertorten, musiziert werden sinfonische Werke und Solokonzerte, die einen hohen technischen wie musikalischen Anspruch an ein Liebhaberorchester stellen. Am heutigen Freitag findet um 18 Uhr in der Inselkirche auf Hermannswerder das Festkonzert zum 40. Geburtstag der Potsdamer Orchesterwoche statt.
Weitere Konzerte der Potsdamer Orchesterwoche finden statt am 25. Juli um 19 Uhr auf Schloss Paretz und am 26. Juli um 16 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci
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