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Kultur: Ganz sorglos in Sanssouci

Cornelia Böhme in der Historischen Mühle

Stand:

Cornelia Böhme in der Historischen Mühle Es muss für Cornelia Böhme, die am Dresdner Kunstinstitut studiert hat und heute in Halle lebt, eine wirklich sorglose Zeit gewesen sein, die sie im Jahr 1999 im Park Sanssouci verbrachte. Übermütig wirkt sie auf den Fotos, geschossen in Park und Depot. Mal zieht sie verwegen ihr Malereiutensilwägelchen, mal trägt sie sogar ihren Pinsel im Mund wie der Hund seinen Knochen. So ist die Ausstellung mit „Sorglos in Sans Souci“ auch richtig übertitelt und die Arbeiten wirken entsprechend. Keine gequälte Künstlerseele schaut uns auf den Bildern entgegen, wir erleben keine künstlerischen Selbst- oder Fremdzweifel, sondern begleiten Cornelia Böhme auf ihrem längeren, friedlichen und offensichtlich weitgehend harmlosen Spaziergang im Park. Die Aquarelle bieten mehr oder weniger verschwimmende Ansichten von Putten, Statuen und Gebäuden, die Farben fließen leicht ineinander, die Nacktheit der Nymphen wirkt dadurch unschuldig und rein. So soll es sein. Die immer wieder, in unterschiedlichen Farbansichten auftauchende Historische Mühle hat man schon mal überzeugender dargestellt gesehen. Zumal um einige Bilderrahmen ein Kränzchen aus Kornblumen geflochten wurde, ein Zeichen, das die zeitweilige Verniedlichung auf die Kitsch-Spitze treibt. Reich-Ranicki würde, handelte es sich um Literatur, unnachahmlich kritisch zischen: das ist der Rede nicht wert! Sprechen wir also über die großformatigeren Ölgemälde, die der Ausstellung wenigstens einen Kunstcharakter verleihen und Cornelia Böhme von einer anderen, entschiedeneren Seite zeigen. Diese Arbeiten erinnern ein wenig an die Glanzpapierarbeiten von Kindern, wo die Flächen und Gestalten gerissen werden und nicht sanft ineinander gleiten wie beim Aquarell. Da wird sie schräg in ihren Farben und Formen. Da lässt sie unseren Blick etwa eine zunächst gelbliche, sich dann in Blau verjüngende „Hauptallee zum Neuen Palais“ entlang schlendern. Die säumenden Bäume sind nur mehr schrägschlanke Flächen unterschiedlicher Couleurs, die eine anregende Verfremdung und Abstraktion aufweisen. An einem heißen Augusttag meint man, als verschwimmen die Farbflecke flimmernd in der Sonne. So wird das an die Allee gewöhnte, nichts mehr erkennende Auge doch noch überrascht. Immer dann, wenn Cornelia Böhme das uns Bekannte unbekannt macht, ist sie in ihrem Element. Das „Halbrondell vor dem Neuen Palais“ verändert sich durch den gewählten Ausschnitt und die fast schreienden Farben in ein spätsommerliches Feld, auf dem die grün gebliebenen Heuballen zum Abholen bereitstehen. Die Abweichung der Blickachse bewirkt eine modifizierte Wahrnehmung, die aber stets der Sorglosigkeit treu bleibt. Selbst wenn die „Hygieia“ sich durch die Perspektive überdimensional riesig erhebt und die anderen Frontfrauen am Neuen Palais nur mehr kleine schwarze Schatten sind, kommt es wie ein Augenzwinkern daher, sorglos und spielerisch. Davon wünschte man sich mehr. Hanne Landbeck

Hanne Landbeck

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