Pothead im Waschhaus: Gebeutelt und unbestuhlt
Nach einem harten Jahr und ohne neues Album kommen Pothead heute ins Waschhaus
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Ein ziemliches Durcheinander nennt Brad, Bradley Kok, das letzte Jahr, vielleicht sogar die letzten Jahre von Pothead. Erst der Schlagzeugerwechsel von Sebastian Meyer zu Nicolaj Gogow vor drei Jahren, dann bricht sich Gogow gleich zu Beginn der Tour den Fuß und lässt den Bruch nicht ausheilen. Mal kann er spielen, mal nicht. Jetzt gibt es seit einem Jahr wieder einen neuen Drummer, schon beim Potsdam-Konzert 2014 war Robert Puls dabei, damals noch als Aushilfe. Mittlerweile ist er festes Pothead-Mitglied. „Wir verschleißen unsere Drummer“, sagt Brad und lacht. „Nee, Quatsch. Wir sind ziemlich glücklich mit ihm.“ Wie sich diese Art Glück anhört, das ist heute Abend in der Waschhaus-Arena zu erleben.
Das Konzert ist Tradition, kein Herbst ohne Pothead. Allerdings leider ohne das erhoffte und für 2015 angekündigte neue Album. Die Band ist im Verzug, auch ein Ergebnis des Durcheinanders. Und äußerer Umstände. Brad erklärt: Im Proberaum ist das Einspielen unmöglich, der Zahnarzt nebenan findet den Krach nicht lustig. Und so entschieden sich die Jungs, ein Studio in einem Keller auszubauen. „Aber da kam plötzlich mitten beim Renovieren die Decke runter“, sagt der Gitarrist. Es war einfach übel, immer passierte etwas Unvorhergesehenes. Und das Album musste warten. Dabei haben sie schon viele neue Ideen, sie müssten nur mal zusammenkommen. Also wird es eine Best-of-Tour? Nach fast 25 Jahren Pothead mit 18 Alben wäre das kein Problem. Brad sagt: Es wird einfach ein richtig geiles Rockkonzert.
Tatsächlich ist es immer wieder eine Freude, die Band live zu sehen. „Wir schreiben doch nicht fürs Radio“, sagt Brad. Zwar wurde „Bombay“ vom letzten Album „Jackpot“ einige Monate lang im Radio gespielt. Aber mehr auch nicht – Pothead ist eben nicht Mainstream. Und: Das Radio ist heute anders, so die Musiker, früher, da brachten die noch experimentelles Zeug. Bradley Kok und Jeffery Moore, der sich heute Jeff Dope nennt, kamen aus Seattle, Rockmusikstadt in den USA, und waren überrascht, was hier Anfang der 90er im Radio lief. „Ich orientierte mich an Judas Priest und Slayer, aber Nina Hagen blew me away“, sagt Brad, Nina Hagen habe sie voll umgehauen. „Ich dachte – what is this?“, erinnert er sich.
Nach fast 25 wilden Band-Jahren sind sie mehr denn je im Geschäft. Ihr ganz eigener Spielstil, mal schwer und erdig, mal leicht und verspielt, aber immer als übersichtliche Dreiercombo Gitarre, Bass und Drums, dazu die unverkennbaren Stimmen, das ergibt etwas, das sich nicht einordnen lässt. Vielleicht ist es das, was ihnen treue Fans beschert – die einmal im Jahr mit Kind und Carawan zum Potstock- Air fahren – das schweißt zusammen. Zusammen wird man leichter älter.
Noch sind die Konzerte nicht bestuhlt und es wird zweieinhalb Stunden durchgerockt. Da müssen sie durch und ihr Publikum. Es könnte sogar sein, dass sie demnächst wieder mehr nach Heavy Metal klingen, der Drummer sei da ganz wild drauf. Vielleicht als Ausgleich für seine anderen Jobs – wie das so ist im Geschäft, da müsse man auch mal für Schlagermäuschen spielen. „Wir sind ihm zu sanft“, sagt Brad. Er selber hätte ja nichts gegen einen ruhigen Lebensabend. Glauben mag er an das nicht so richtig. Steffi Pyanoe
Pothead spielen heute Abend um 21 Uhr in der Arena in der Schiffbauergasse, Karten ab 22 Euro.
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