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Kultur: Geheime Sache

Privates Kunstsponsoring nach Salzburger Vorbild

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Salzburg und Potsdam könnte künftig mehr verbinden als die Zugehörigkeit zum Weltkulturerbe und die Affinität zur Klassik, die sich in beiden Städten in mehreren Musikfestivals pro Jahr widerspiegelt. Geht es nach den Vorstellungen des „Kunstverein KunstHaus Potsdam e. V.“, soll die moderne Kunst verstärkt im öffentlichen Raum der Stadt angesiedelt und präsentiert werden.

Auf Einladung des Vereins berichtete Walter Smerling, Kunsthistoriker und Fernsehjournalist, am Montagabend über das erfolgreiche Projekt des „Skulpturenpark Salzburg“. Auch in der „vermeintlich Wohlbefinden verströmenden“ Mozartstadt, so Smerling, wurde der Bildenden Kunst, stets als Fremdeinfluss gefürchtet, erst einmal Misstrauen entgegengebracht. „Aber wir haben einfach heimlich angefangen, hätten wir zuvor alle nach ihrer Meinung gefragt, es wäre vermutlich nie etwas daraus geworden“, so der Kunstexperte. Für eine Geheimhaltung sei es hier in Potsdam allerdings zu spät, räumte er während der öffentlichen Veranstaltung in der Galerie „KunstHaus“ ein, aber vielleicht finden sich dadurch Unterstützer für die Idee. Genau das ist die Strategie: Kunstförderung mithilfe beziehungsweise ausschließlich mit privaten Mitteln.

In Salzburg konnte man etliche Sponsoren begeistern und 2002 das erste Objekt, in diesem Fall das begehbare „A.E.I.O.U.“ von Anselm Kiefer, im Furtwänglerpark installieren. Im Jahresrhythmus kamen weitere Werke dazu, jeweils von den Künstlern für genau den von ihnen ausgesuchten Ort geschaffen. Meist einigte man sich mit betroffenen Ortsansässigen auf eine Probezeit, „aber bisher wollte niemand etwas wieder hergeben“, freut sich Smerling. Mittlerweile konnten über die Salzburg Foundation zehn sehr unterschiedliche Werke namhafter Künstler, darunter James Turrel und Stephan Balkenhol, erworben werden, die nun in Parks, auf dem Platz vor dem Festspielhaus oder dem Universitätsgelände zu finden sind. „Man verabredet sich nicht mehr an irgendeiner Straßenecke, sondern am Tony Cragg“, sagte Smerling, die Salzburger haben sich mit „ihren“ Skulpturen identifiziert. So habe sich die Stadt, „nach etwas Ärger mit den Mozart-Fans“, mit einer eigenwilligen Mozart-Plastik von Markus Lüpertz ebenso angefreundet wie mit einer überdimensionalen, sprichwörtlich den Horizont erweiternden Stuhl–Installation von Marina Abramovic. Der „Walk of Modern Art“, eine Art Stadtführung zu den Objekten, werde von Touristen gern genutzt.

Dennoch, es geht nicht ohne die Gemeinde, die die Kosten für Pflege und Betreuung, Versicherung und Bewachung trägt, in fünf Jahren 25 000 Euro. Das ist wenig im Vergleich zu den reinen Anschaffungskosten von bisher acht Millionen.

Auch für Potsdam könnte das Modell funktionieren, so der Tenor der Wortmeldungen nach dem Vortrag. „Die Zeit ist reif für ein solches Projekt“, befand der Stadtverordnete Till Meyer (SPD). Was bisher in Potsdam an Bildender Kunst zu finden ist, falle eher unter den Begriff der „Möblierung“. Auch Kulturamtsleiterin Birgit–Katharine Seemann würde sich über mehr Kunst an markanten öffentlichen Plätzen freuen. „Man sollte vielleicht einfach anfangen“, sagte sie, „Wenn es erst durch alle Gremien muss – das dauert natürlich.“

Der Vorteil für die Stadt liegt auf der Hand und – vor allem im Portemonnaie. Die kürzliche Erhöhung des Haushaltetats zur Pflege und Instandhaltung von Kunstprojekten auf 81 000 Euro für 2012 lässt einen Spielraum, auch zur Umsetzung neuer Projekte, vermuten.

Steffi Pyanoe

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