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Kultur: Geladen

Peter Rohn besuchte erst Monate nach dem Mauerfall Westberlin

Stand:

Herr Rohn, wie erinnern Sie sich an die Tage rund um den 9. November?

Die Zeit vor der Grenzöffnung erinnere ich als sehr geladen. Wir wussten, dass etwas Bedeutendes passieren würde, aber nicht was. Wir wussten aber, dass Berlin im Zentrum des Geschehens stehen würde. Am 9. November, als die Mauer offen war, saß ich zu Hause und dachte gar nicht daran, mich jetzt durch die Menschenmengen nach Berlin zu drücken. Westberlin lief mir ja nicht weg. Das erste Mal in Westberlin war ich dann erst irgendwann im neuen Jahr, doch für mich änderte sich auch so nicht viel.

Hat Ihnen etwas in der DDR gefehlt, zum Beispiel die grenzenlose Möglichkeit zu reisen oder den verlockenden Westen zu sehen?

Nein, nicht wirklich. Ich bin ja auch vor den Zeiten des Mauerfalls gereist, sogar bis an die Grenze Afghanistans. Gefehlt hat mir nicht viel, Fluchtgedanken sind mir nie in den Sinn gekommen. Den Westen kannte ich noch von vor der Mauerzeit. Natürlich konnte ich verstehen, dass die jungen Leute gerne eine Jeans gehabt hätten, aber was sie außer Acht ließen, war, dass einem auch im Westen nichts geschenkt wurde.

Viele Ihrer Grenzbilder zeigen die Mauer in düsterer, kalter, unangenehmer Stimmung. Ist das Absicht oder Zufall?

Ich als Künstler weiß natürlich, wie ich eine bestimmte Atmosphäre durch die Bilder vermitteln kann. Zum Beispiel habe ich die Blätter von den Bäumen, die eigentlich auf dem Boden lagen, nicht mit abgelichtet, weil das sonst zu behaglich gewirkt hätte. Ich habe auch nach 1989 keine Fotos von der Mauer mehr gemacht, weil sie da schon ganz anders aussah.

Das Interview führten Jakob von Bülow und Simon Oelsner

Peter Rohn (80) ist Künstler in Potsdam und hat 1989 den Grenzstreifen im Neuen Garten fotografiert. Im Potsdam Museum am Alten Markt sind derzeit einige seiner Bilder zu sehen.

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