Kultur: Gemeinsam geht’s besser
Musikschüler aus Florenz und Potsdam
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Für öffentliche Konzertauftritte lädt sich das Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule Potsdam gern Gäste ein. Auch ausländische. Etwa aus Italien. Erstmals ist nun ein Ensemble aus Florenz zum gemeinsamen Musizieren in die Landeshauptstadt gekommen, dessen Name schon wie Musik klingt: Orchestra Giovanile di Firenze. Es gehört zur „Accademia Musicale di Firenze“, wird von der Stadt in seiner Arbeit unterstützt. Die aus achtzehn Schülerinnen und Schülern bestehende Streichertruppe reist gern und viel. Auch ins Ausland. Und verfügt daher über eine reiche Konzertpraxis. Nun also, nach zwei Tagen gemeinsamen Probierens, der Auftritt in Potsdam im Rahmen des Projektes „Musikschulen öffnen Kirchen“.
Wie es sich gehört, gebührt dabei den Gästen der Vortritt. Und so gestalten sie den ersten Teil des recht anspruchsvollen Konzerts am frühen Samstagabend in der Französischen Kirche am Bassinplatz. Zum Auftakt spielen sie eine Streicherversion des „Frühlingsstimmenwalzers“ von Johann Strauß jr. Mit überdeutlicher Zeichengebung und großem körperlichen Einsatz, der mitunter an pantomimische Darbietungen erinnert, spornt die Dirigentin Janet Zadow ihre Eleven an. Sicherlich sind die Jungmusiker froh, wenigstens die Töne intonationssauber zu treffen. Ein schwieriges Unterfangen, zumal man vibratolos spielt. Da werden winzige Ungenauigkeiten deutlich hörbar.
Voller Begeisterung ist man beim Erforschen des slawischen Idioms von zwei Sätzen aus der E-Dur-Streicherserenade op. 22 von Antonin Dvorak bei der Sache und spielerisch auf Sicherheit bedacht. Nun gibt es auch eine Prise Saitenbeben, die den Stücken wahrlich nicht abträglich ist. Und was ein Cantabile bedeutet, wissen die Musiker natürlich, denn schließlich ist Singen im Süden weit verbreitet. Doch den Farbenreichtum der Partituren zum Klingen zu bringen, gelingt ihnen leider weit weniger. Und so tönen der dritte und vierte Satz aus Benjamin Brittens „Simple Symphony“ ähnlich spröde wie eingangs Gehörtes. Ernsten Gesichts sind sie bei der Umsetzung von Notenbild in Klang zugange: verbissen der eine, unbewegliches Mienenspiel beim anderen, angespannt die Jüngsten. Schade, dass es dem melodienseligen Csardas von Vittorio Monti an schmachtfetzerischen Zutaten wie Paprikawürze und zigeunerisches Saitenfeuer mangelt.
Getreu der Devise: Gemeinsam geht’s besser, entsteht aus der klingenden italienisch-deutschen Verbindung ein 70-köpfiger sinfonischer Sound mit allen erdenklichen Holz- und Blechbläserzutaten. In unterhaltsam-witzigen Piecen von Leroy Anderson geht dann unter der konzentrierten Zeichengebung von Andreas Jerye so richtig die Post ab. Es klingt und swingt, was die „Jazz Legato“-Noten hergeben. Als Zugabe spielen sie den „Florentiner Marsch“ als Vorgriff auf die geplante Reise der Potsdamer nach Florenz, um dort mit den Giovaniles eine Sinfonieaufführung zu realisieren. Peter Buske
Peter Buske
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