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Kultur: Gemeinsames Gestalten ist Kommunikation

Im Gespräch mit Kulturbund-Geschäftsführerin Carla Villwock

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Im Gespräch mit Kulturbund-Geschäftsführerin Carla Villwock In Potsdam wurde vor 14 Jahren der Kulturbund e.V., einer der sechs Landesverbänden, konstituiert. Vorgängergesellschaft des Kulturbund e.V. war der bald nach Gründung der DDR entstandene „Kulturbund“, ein gut funktionierendes Netzwerk, unter dessen Dach sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Fachgruppen und Interessensgemeinschaften zusammenschlossen, um regional wie überregional ein breitgefächertes Kulturangebot zu schaffen. Vorsitzender des Brandenburgischen Kulturbund e.V. ist Hinrich Enderlein. Die Geschäftsführung des Vereins obliegt Carla Villwock, mit der PNN ins Gespräch kam. Frau Villwock, wie ließe sich die Kulturbund-Idee am besten auf eine Formel bringen? Der Kulturbund ist ein Forum für Kunst, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, das zum Nutzen des Kulturlebens in den Kommunen tätig ist. Als Verein knüpfte der Kulturbund an das vorgefundene umfasst Netzwerk kommunaler Kulturvereine an und baut dies seither sukzessive weiter aus. Wie muss man sich die Arbeitsweise des Kulturbundes grundsätzlich vorstellen? Seit seinem Bestehen ist der Kulturbund ein lockeres Gefüge von Gruppierungen, die sich in Größe und inhaltlichen Schwerpunkten zum Teil stark voneinander unterscheiden. Grundlage der Arbeit ist die ehrenamtliche Tätigkeit seiner Mitglieder in Projektgruppen, Freundeskreisen, Fachgruppen, Klubs und Kulturvereinen. An der Spitze des Ganzen steht der Bundesverband. Welche inhaltliche Arbeit wird in den vor Ort bestehenden Fachgruppen im wesentlichen geleistet? Zu den wesentlichen Aufgabenbereichen der Kulturbund-Arbeit gehören: Information, Beratung und Ermöglichung von Erfahrungsaustausch. Die inhaltliche Ausrichtung in den einzelnen Interessensgemeinschaften folgt den einzelnen Bereichen der Alltagskultur. Zu den Klassikern innerhalb der Fachgruppen zählt nach wie vor die Beschäftigung mit der Natur und Umwelt, mit der Geschichte, insbesondere der Heimatgeschichte, und der Denkmalpflege. Außerdem stehen die über Jahrzehnte gewachsenen Sektionen der Dendrologen, der Philatelisten, der Numismatiker und der überregional zusammengeschlossenen Fotografen unverändert hoch im Kurs. Wurde die inhaltliche Arbeit dieser Gruppierungen nach der Wende in irgendeiner Weise beeinflusst? Veränderungen hat es auch hier gegeben. Zum Teil schon deshalb, weil es, beispielsweise im Falle der Philatelisten und Fotografen, bereits vergleichbare Vereine im Westen gab. Dadurch ist es nicht immer gelungen, unsere Mitglieder in den alten Strukturen zu halten. Natürlich hat man damals auch im Kultur- und Freizeitbereich geschaut, was es noch so gibt. Es gab aber auch jede Menge neuer Impulse, die die Arbeit im Kulturbund um viele Facetten bereichert haben, beispielsweise im soziokulturellen Bereich. Welche Aktivitäten sind hier im besonderen zu nennen? Einen Schwerpunkt unseres soziokulturellen Engagements bildet mittlerweile die Arbeit mit Ausländern und Aussiedlern. Im Vordergrund steht dabei stets die Integration. Ein Paradebeispiel in diesem Zusammen-hang ist das Projekt „Integrationsgarten am Schlaatz“. Hier wurde den Anwohnern aller Couleur die Möglichkeit eingeräumt, ein 3,5 Tausend qm großes Gartengrundstück nach eigenen Vorstellungen zum Wachsen und Gedeihen zu bringen. Im Wohngebiet am Schlaatz befindet es sich auf dem Gelände der Schule 40. Ein Beispiel, das ohne Frage Schule machen sollte. Wie ist es denn eigentlich um die finanziellen Zuwendungen seitens der Stadt oder des Landes bestellt? Die Arbeit des Brandenburgischen Kulturbund e.V. wird vom Kulturministerium und bei Projekten durch die Stadt Potsdam unterstützt. Weitere Finanzierungsquellen der Kulturbund-Arbeit stellen zum einen die Mitgliedsbeiträge und zum anderen Spenden dar, die in aller Regel der unmittelbaren Projektfinanzierung dienen. Vor wenigen Tagen fand in Potsdam zum 51. Mal die Dendrologen-Tagung statt. Im Alten Rathaus läuft seit kurzem eine von der Gesellschaft für Landesgeschichte und Denkmalpflege ausgerichtete Vortragsreihe mit namhaften Referenten. Weitere Vorträge der Gesellschaft sind für den Herbst diesen Jahres bereits in Aussicht gestellt. Die Dendrologen gehören zu den Säulen des Kulturbundes und führen die Tradition des Verbandes bis in die Gegenwart fort. Auch die Brandenburgische Gesellschaft für Landesgeschichte und Denkmalpflege ist als Verein langjähriges kooperati-ves Mitglied des Brandenburgischen Kulturbund e.V. Die wie die Dendrologen-Tagungen zur Tradition gewordenen Denkmaltage, die alljährlich im Herbst stattfinden, wollen wir gemeinsam mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum im Oktober fortsetzen. Der diesjährige Denkmaltag soll unter dem Motto „Denkmalpflege und Tourismus" stehen. Gibt es weitere Angebote und Veranstaltungen, die unter dem Dach des Brandenburgische Kulturbundes e.V. regelmäßig stattfinden? Zu nennen sind hier das im Bereich der Sozial- und Ausländerarbeit entstandene Projekt „Cultura Cura - Ausländer in Deutschland“ sowie die „Woche des ausländischen Mitbürgers“, an dessen Gestaltung wir uns regelmäßig beteiligen. Ein weiteres Standbein hat sich der Verein vor Jahren in Kooperation mit dem Bürgerverein Fahrland und Umgebung e.V. geschaffen. Die verschiedenen Veranstaltungsreihen, die wir unter dem Motto „Andere Länder, andere Sitten“, „Starke Frauen“ oder der zur Zeit stattfindenden Reihe „Zur Person“ einmal monatlich, und zwar immer montags abends, in der Fahrländer Mühlenbaude durchführen, werden sehr gut angenommen. Im vergangenen Jahr hat sich der Brandenburgi-sche Kulturbund e.V. als Veranstalter der im Alten Rathaus gezeigten Retrospektive des Potsdamer Malers „Wolfgang Wegener“ positiv hervorgetan. Sind ähnliche Veranstaltungen in Zukunft wieder zu erwarten? Der Erfolg der Ausstellung hat uns in dem Wunsch bestärkt, uns weiterhin nach Möglichkeit an solchen durchaus auch aufwändigeren Veranstaltungen zu beteiligen. So ist noch in diesem Jahr eine Personalaus-stellung mit dem Potsdamer Maler und Fotografen Peter Rohn geplant, die von Oktober bis Dezember im Alten Rathaus zu sehen sein wird. In Zeiten sinkender Subventionen im kulturellen und soziokulturellen Bereich gewinnt das ehrenamtliche Engagement umso mehr an Bedeutung. Wie schaffen Sie es, die Menschen nach wie für die Kulturbund-Idee zu begeistern bzw. bei Stange zu halten? Ich denke, dass gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie zur Zeit erleben - und das gilt insbesondere für die Bevölkerung im ländlichen Raum - das Miteinanderreden und das gemeinsame Tun einen immer größeren Stellenwert gewinnt. Die nicht selten generationsübergreifende Arbeit und das gemeinsame Gestalten von kulturellen Höhepunkten wird als eine Form der Kommunikation erlebt, die viele als sehr bereichernd empfinden. Das Gespräch führte Almut Andreae. Informationen zum Brandenburgischen Kulturbund e. V. in der Geschäftsstelle im Kulturhaus Altes Rathaus (Am Alten Markt 9, 14467 Potsdam. Tel./Fax: 0331/291570.

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