Kultur: Genährt aus der Erinnerung
Inspiriert von der Natur: Die Malerin Christine Jackob-Marks in der Galerie Bauscher
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Birkenwäldchen, Wasserlandschaften, Figuren und Blumen: Mit rund 60 Gemälden und Zeichnungen von Christine Jackob-Marks ist in der Galerie Bauscher aktuell ein Querschnitt durch die vergangenen zehn Schaffensjahre der produktiven Malerin zu sehen.
Ausgehend vom konkreten Motiv entwickelt sie eine abwechslungsreiche Bildsprache, die sich vor allem aus der Erinnerung nährt. Dabei ist gerade die Natur der größte Lehrmeister der Künstlerin, aus der sie ihre meisten Inspirationen zieht. Ihre Arbeiten entstehen – mit Ausnahme sicherlich ihrer Aktzeichnungen – statt vor dem Motiv bzw. Modell in ihren beiden Ateliers in Berlin und auf Ibiza.
Aus dem zeitlichen und räumlichen Abstand heraus verdichten sich die Eindrücke und verwandeln sich auf der Leinwand expressiv in Form und Farbe. Mit der jeweils verwendeten Technik reagiert Christine Jackob-Marks unmittelbar auf das Motiv und Bildthema und passt sich ihm gewissermaßen intuitiv an. Jeder Malprozess unterliegt seinen ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Über ihre diversen technischen Kniffs und Tricks hält sich die Malerin indes lieber bedeckt. Eine genaue Betrachtung ihrer Leinwandbilder offenbart ihre Lust am malerischen Experiment und an einer ungewöhnlichen Kombination und Verwendung ihrer Malmittel. Durch das Ausprobieren unterschiedlichster Mischtechniken ergibt sich ein facettenreiches Ausdrucksspektrum. Plakativ aufgefasste Motive stehen gleichberechtigt neben einer differenziert ausgeführten räumlichen Landschaftsauffassung. Die radikal in die Fläche gebrachten Figuren vor monochromem Hintergrund erscheinen neben den aus mehreren Farbschichten sensibel aufgebauten Landschaftsbildern wie völlig konträre Positionen.
Vor allem die Hinwendung zur menschenleeren Landschaft und die Vertiefung in die Gestalt und Bewegung von Mensch und Tier stimulieren die Künstlerin zu ihrer Arbeit. Die Künstlerin hat es selber einmal so formuliert: „Der Mensch in Bewegung, in Aktion gibt mir viele zeichnerische Impulse, während die Landschaft, vor allem die leere Landschaft, mich mit mir selbst konfrontiert.“
Die Ausstellung in der Galerie Bauscher, in der Christine Jackob-Marks in der Vergangenheit schon mehrfach zu sehen war, illustriert dieses Lippenbekenntnis. In klassisch anmutenden zarten Akten und Bewegungsstudien, ausgeführt in Bleistift oder Tusche auf Papier, zeigt sich die Künstlerin von einer ganz anderen Seite als in ihren farbintensiven Gemälden. In diesen zieht sie völlig verschiedene Register, je nachdem, ob sie Sonnenblumen oder Gerbera wie einen Paukenschlag auf die Leinwand setzt, ob ein Licht durchflutetes Birkenwäldchen oder einen Frauenakt wie in dem stimmungsvollen Bild „Roter Umhang“.
Mitunter überklebt die Malerin die Leinwand auch mit Japanpapier, wodurch sie der Oberfläche eine betont haptische Wirkung verleiht. Überhaupt scheint in der Manipulation der Bildhaut und Gestaltung der Oberflächentextur ein besonderer Reiz für die Künstlerin zu bestehen. Aus der im Einzelfall gewählten Technik resultiert die Bildaussage, die sich in der überwiegend gegenständlichen Malerei meist wie von selbst erschließt. An einigen in der Ausstellung gezeigten Arbeiten wird ersichtlich, dass Christine Jackob-Marks über ihre Auseinandersetzung mit dem Landschaftsthema immer wieder auch den Weg zur Abstraktion, zur Ab- und Auflösung vom Gegenständlichen beschreitet. Von daher hält sie sich offenkundig nach allen Seiten hin offen und bleibt sich dabei wohl noch am ehesten in der Verwendung ihrer stets neue Blüten treibenden Mischtechnik treu.
Momentan, soviel hat die Malerin vorab schon einmal verraten, verleiht sie vor allem Elefanten und anderen Tieren in ihrem Atelier Gestalt. Über Details wird zum gegebenen Zeitpunkt mehr zu erfahren sein.
Bis 9. Mai. Die Galerie Bauscher, Rosa-Luxemburg-Str. 40, ist Mi-Fr 12-18 Uhr und Sa von 12-16 Uhr geöffnet.
Almut Andreae
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