Kultur: Genauso fanatisch wie Männer
Andrea Röpke liest aus ihrem Buch „Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene“
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Diese nette 27-jährige aufgeräumte Mutter von vier Kindern strahlt vor weiblichem Selbstbewusstsein. Ricarda Riefling ist eine der „harten Weichspülerinnen“, eine der smarten Frauen, die ihre extremen rechten Botschaften auf die sanfte Tour vermitteln. Sie war im heimatlichen Sportverein aktiv, hat ihre und andere Kinder beim Schwimmen beaufsichtigt. Die rechte Kaderfrau beteuert bis heute, dass sie dort nie politisiert oder infiltriert hat. Der Sportverein Coppengrave hat ihr das geglaubt. Diese Ricarda Riefling ist überzeugt: „Das Boot ist voll, und es droht zu sinken. Und wir lassen immer noch mehr rein, und weil wir uns gegen Überfremdung einsetzen, wollen wir natürlich auch nicht, dass die Einwanderer in ein Schlaraffenland für sie reinkommen, sondern wir wollen wirklich unsere eigenen Mütter fördern und denen ein Müttergehalt anbieten“, so Riefling.
In ihrem Buch „Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene“ (Christoph Links Verlag, 16,90 Euro) beschreiben die Autoren Andrea Röpke und Andreas Speit, wie gerade Frauen rechtsradikale Politik unter dem Deckmantel von sozialen Themen wie Naturheilkunde, Ökologie, Kindergeld und Hartz IV auf kommunaler Ebene zu verankern versuchen. Seit einigen Jahren treten Frauen in der männerdominierten neonazistischen Bewegung zunehmend selbstbewusster auf. Sie kandidieren für die NPD, organisieren Demonstrationen, führen Kassenbücher und kümmern sich um die Erziehung des rechten Nachwuchses. Gestützt auf Insiderinformationen geben die beiden ausgewiesenen Kenner des rechtsextremen Milieus Einblick in das Innenleben dieser Szene. Sie schildern, wo völkische „Sippen“ bereits Vereine, Elternräte oder Nachbarschaften prägen, fragen, warum Politik und Verfassungsschutzbehörden diesem gefährlichen Treiben tatenlos zuschauen, und zeigen Strategien gegen die rechtsradikale Unterwanderung der Gesellschaft auf.
Am morgigen Mittwoch ist Andrea Röpke zu Gast im Frauenzentrum in der Schiffbauergasse. Sie wird darüber erzählen, dass Frauen zwar erst einmal harmloser wirken, aber dass sie genauso fanatisch sind wie die Männer. „Doch diese Gefährlichkeit wird vielen erst zu spät bewusst“, so Röpke.
„Deutschlands Zukunft ist auch Frauensache“ – so wirbt der Ring nationaler Frauen, eine bundesweite Unterorganisation der NPD, die 2006 gegründet wurde und die den Strukturebenen demokratischer Frauenorganisationen nachahmt. Für Andrea Röpke und Andreas Speit ist das Teil einer Strategie. Die Frauen organisieren scheinbar harmlose Heimat-, Kinder- und Erntefeste. Und sie leisten Kinder- und Jugendarbeit. Als verständnisvolle Erzieherinnen, Elternbeiräte oder Trainerinnen sollen sie laut NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ nationale Werte an Jüngere vermitteln. So wie Ricarda Riefling es tat. Jä
Lesung am morgigen Mittwoch, 18 Uhr, im Frauenzentrum, Schiffbauergasse 4h
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