Manfred Karge spielt zum ersten Mal am Hans Otto Theater. Uwe Eric Laufenberg bat ihn, die Rolle des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. in „Katte“ von Thorsten Becker zu übernehmen. „Ich sagte zu, denn Laufenberg schätze ich als Regisseur sehr“, so der Schauspieler in einem Gespräch. „Wir haben mehrmals zusammen gearbeitet, am Maxim-Gorki-Theater Berlin und in Basel.“
Das Becker-Stück haben Karge und Laufenberg gemeinsam während einer privaten Lesung in Berlin kennen gelernt. „Neben der Geschichte war ich auch von der Sprache des Autors angetan. Er schrieb den Text in Reimen. Wer macht das heute schon? Becker geht somit sehr diszipliniert mit der Sprache um. Auf die heute so beliebten Worte wie ,ä“ oder ,cool“, die man in neuer Dramatik fast nur noch findet, verzichtet der Schriftsteller.“ Manfred Karge plädiert für einen kultivierten Umgang mit der Sprache auf der Bühne. Dies habe er bei der legendären BE-Chefin Helene Weigel gelernt, erzählt er. „Dass man exzellentes Sprechen bei jungen Schauspielern oftmals vermisst, hat etwas mit den Schauspielschulen zu tun, wo auf Sprache wenig Wert gelegt wird.“
Die Rolle des Soldatenkönigs hat Karge sofort gefallen. „Dieser Monarch erfährt bei Becker Gerechtigkeit, er wird differenzierter bedacht, als man es aus den meisten Geschichtsbüchern kennt. Hier ist der König nicht nur der böse Vater, es werden auch dessen Leistungen gewürdigt.“
Der in Brandenburg an der Havel Geborene wurde direkt von der Schauspielschule an das Berliner Ensemble (BE) geholt. Dort und später an der Volksbühne Berlin war er als Schauspieler in unterschiedlichsten Rollen zu erleben. Dem großen Publikum wurde er aber durch seine Darstellung des fanatischen Kriegs-Anhängers Wolzow in dem DEFA-Film „Die Abenteuer des Werner Holt“ bekannt.
Seinen Regie-Ambitionen konnte er ebenfalls am Theater nachgehen, besonders an der Volksbühne. Mit seinem Kollegen Matthias Langhoff inszenierte er Stücke mit ganz eigener Handschrift, die von den DDR-Oberen kritisch beäugt wurden. Beide, schließlich jeder für sich, durften 1978 in die „weite Welt“ reisen. Sie inszenierten in Hamburg, Bochum oder Wien. 1993 kam Karge zurück nach Berlin, an das BE und als Lehrender an der Ernst-Busch-Schauspielschule. Und immer wieder setzte sich Karge an den Schreibtisch. Als Bühnenautor verfasste er fantasievolle Texte, u.a. „Jacke wie Hose“ oder „Die Eroberung des Südpols“. „Eine gute Dialektik: Ich kann zwischen vier Berufen wählen, dem Inszenieren, Schreiben, Lehren und Spielen, alles zu seiner Zeit. Doch jetzt muss ich in die Maske. Friedrich Wilhelm wartet.“ Klaus Büstrin
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