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Kultur: Geritzte Wunderwelt

Ton und Bild von Katharina Link und Falko Behrendt ab morgen in der Galerie Töplitz

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Er ist der „zickigste“ Ton von allen und sorgt schnell für böse Überraschungen. Doch wenn man ihn richtig zu nehmen weiß, strahlt er in sanftmütiger Poesie. Katharina Link entführt in ihrer Keramik, die sie ab morgen um 17 Uhr in der Galerie Töplitz ausstellt, in eine Traumwelt. Ihre formschönen, schlichten Vasen, Teller und Schalen sind mit feinen Linien-Gespinsten überzogen. Blumen, Gesichter, Boote, Häuser und allerlei Getier haben sich darin eingenistet. Der Blick verliert sich in diesem fantasievollen, kleinen Kosmos – wie bei Alice im Wunderland.

Katharina Link geht auf in ihrem Beruf, den sie inzwischen in eigener Werkstatt in Weimar ausübt. Lange Zeit war sie hin- und hergerissen zwischen ihrer Leidenschaft zur Musik und zur Bildenden Kunst. Oft saß sie als Kind beim Großvater in der Werkstatt, und während er das kalte spröde Eisen schmiedete, zeichnete sie Bilder in ihren Block. Aber sie spielte auch Klavier, sang im Kinderchor des Stadttheaters und als sie älter wurde, spielte sie als Aushilfe im Damensalon-Orchester der Mutter. So gab die in Potsdam geborene und in Meiningen aufgewachsene junge Frau schließlich der Musik den Vorrang und studierte Klavier und Gesang in Weimar. Doch sie brach das Studium ab: „Ich merkte, dass ich mich nicht permanent der Öffentlichkeit aussetzen wollte. Wenn einem auf der Bühne ein Fehler passiert, kann man ihn nicht mehr rückgängig machen. Einen Tontopf stampfe ich ein, wenn er nicht gelingt.“

Und das kommt auch heute noch vor, nach einer langen, soliden Ausbildung, die sie vor fünf Jahren beendete. „Gerade jetzt, kurz vor der Ausstellung. Als ich eine Kugelvase aus dem Brennofen holte, sah sie aus, als wäre sie von Pestbeulen übersät.“ Katharina Link arbeitet mit einem schwarzen, manganhaltigen Ton, der sehr schnell reißt, gast und Blasen wirft. „Bei 1100 Grad wird er dicht, doch schon bei zehn Grad mehr, beginnt er sich zu deformieren.“ Bevor sie ihre gedrehten schwarzen Gefäße in den Ofen stellt, überzieht sie sie mit Engoben, weißem gemahlenem Ton, dem sie verschiedene Farbkörper beimengt. Schließlich ritzt sie akribisch in die rostroten oder weißgrauen Überzüge ihre Träume und versonnenen Gedanken hinein, bringt auch das Schwarz , fein nuanciert, wieder zum Vorschein. Sie lässt sich treiben, oft stundenlang, ohne festes Ziel vor Augen.

Diese Freude am märchenhaften Fabulieren und technischer Raffinesse teilt sie mit dem Maler und Grafiker Falko Behrendt, der den Potsdamern von Ausstellungen bei Sperl und Samtleben gut bekannt ist.

In Töplitz weist er sich als Märchen-Liebhaber aus. Vor allem die romantischen und oft traurig endenden Geschichten von Hans Christian Andersen fängt er auf seinen Blättern ein: poetisch und verspielt und auch schon beim ersten flüchtigen Blick voller Spannung. Wer tiefer eindringt, wird sie wiedererkennen, die Begleiter seiner Kindheit: das Däumelinchen, den großen und kleinen Klaus oder den Schweinehirten. „Ich versuche immer, den für mich speziellsten Augenblick der Geschichte zu finden.“ Manchmal kreisen sie ewig in seinem Kopf herum, bis er sie zu greifen kriegt. Was so federleicht daher kommt, ist in großer Mühe und durch aufwändiges Experimentieren entstanden. Dazu reist Falko Behrendt durchs ganze Land und weiter, um in der geeignetsten Werkstatt arbeiten zu können. Für Lithografien geht es nach Kopenhagen, für Radierungen nach Neubrandenburg, für Siebdrucke nach Magdeburg. „Ich halte es ohnehin nicht länger als 14 Tage an einem Ort aus. Dann habe ich mich mit allen verkracht. Ich darf aber wiederkommen, schließlich brauchen die Werkstätten mein Geld“, sagt der bei Lübeck lebende gebürtige Mecklenburger in seiner burschikos-witzelnden Art. Vielfarbige Grafiken herzustellen, sei ein teurer Spaß. „Zum Glück existieren sie in einer mehrfachen Auflage, so kann ich mein Däumelinchen 50-fach vermarkten.“ In den farbenfrohen Blättern spiegele er sich auch selber wieder: „Sie zeigen das Skurrile und Heitere in mir.“

Falko Behrendt kennt Katharina Link bereits seit ihrem ersten Lehrjahr. „Damals habe ich an ihrer Schule Keramiken mit Fayencen bemalt.“ Sie haben sich nicht aus den Augen verloren. „Wir passen einfach von unseren Ansichten zusammen und waren auch beide für ein Abenteuer auf dem Lande bereit.“

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