Kultur: Geschichten kleiner Leute
Ausstellung über Hans Heinrich
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Ausstellung über Hans Heinrich Der Regisseur Hans Heinrich ist ein Meister des leichten Fachs. Seine schönsten Filme erzählen Geschichten von kleinen Leuten: komische, traurige, romantische, immer bodenständige. Das Filmmuseum ehrt den Künstler derzeit mit einer Foyerausstellung. Hans Heinrich hielt meisterhaft die Balance zwischen populären Genrezutaten und leisen, menschlichen Miniaturen. Selbst, wenn er großes Ausstattungskino inszenierte, gesellte sich zum Kitsch ausladender Revueszenen Häuslich-alltägliches. Günther Simons hinreißend-verzweifelter Kampf mit Küche und Kinderbetreuung in „Meine Frau macht Musik“ (1958) ist dafür ein unvergessliches Beispiel. Beim Film „Der Kahn der fröhlichen Leute“ (1950) liegt der Fall umgekehrt. In eine idyllische Binnenschiffergeschichte baute Hans Heinrich zugkräftige Schlager und eine handfeste Massenprügelei ein. Ganz im Gegensatz zu seinen eigenen, späteren Regiearbeiten standen die pompösen NS-Prestigefilme, an denen er in früheren Jahren als Cutter mitarbeitete: „Ohm Krüger“ (1941), „Andreas Schlüter“ (1942) und „Philharmoniker“ (1944). Zuvor hatte er eine Ausbildung zum Kopierwerkstechniker durchlaufen und als Regisseur einiger kurzer Dokumentarfilme das Filmhandwerk mit seinen technischen und gestalterischen Möglichkeiten kennen gelernt. Nach Kriegsende assistierte er Wolfgang Staudte bei den Dreharbeiten zum ersten DEFA-Film „Die Mörder sind unter uns“. 1949 übernahm er seine erste Spielfilmregie: „Der Kahn der fröhlichen Leute“ wurde zu einem der erfolgreichsten und beliebtesten DEFA-Filme der frühen Jahre. Während der Dreharbeiten zu „Die letzte Heuer“ (1951) wurde Hans Heinrich wegen angeblicher Spionage verhaftet. Nach seiner Entlassung verließ er die DEFA und arbeitete einige Jahre in Westdeutschland. Erst 1956 kehrte er nach Babelsberg zurück und inszenierte „Alter Kahn und junge Liebe“ sowie den ersten DEFA-Revuefilm „Meine Frau macht Musik“. Dem Film wurde „ideologische Indifferenz" vorgeworfen. Hans Heinrich zog die Konsequenzen und beendete seine Tätigkeit in der DDR endgültig. Er ging mit seiner Frau nach Mexiko und Kuba, aber dort boten sich keine Arbeitsmöglichkeiten. Auf ein Angebot des Filmproduzenten Artur Brauner hin kehrte das Ehepaar nach Westberlin zurück. Einigen Unterhaltungsfilmen folgten unzählige Arbeiten fürs Fernsehen, darunter die ersten vierzig Folgen der beliebten „Kiez"-Serie „Drei Damen vom Grill“ (ab 1978), für die er auch etliche Drehbücher verfasste. Es ist spürbar, wie sehr ihm diese Geschichten am Herzen lagen, waren sie doch Hans Heinrichs ureigenstes Thema: die „kleinen Leute" und ihr komischer, trauriger und manchmal romantischer Alltag. Im vorangegangenen Jahr schenkte er dem Filmmuseum Potsdam seinen künstlerischen Vorlass. In der bis 12. Oktober laufenden Ausstellung sind persönliche und Originale aus seinem Filmschaffen, so von Filmen „Kahn der fröhlichen Leute“, „Alter Kahn und junge Liebe“ und „Meine Frau macht Musik“ zu sehen. Der 91jährige Hans Heinrich lebt heute in seiner Heimatstadt Berlin.
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