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Kultur: Geschmackssache

Die 14 Berliner Flötisten im Gartensalon

Stand:

Der Gartensalon am Neuen Palais – eigentlich als Openair-„Konzertsaal“ gedacht –wird ein wenig stiefmütterlich behandelt. Die Musikfestspiele sind es, die den Salon mit Leben füllen. Pfingsten wurde zu kühler nächtlicher Zeit eingeladen, der Flöte zu lauschen. Also ganz in der Nähe, wo Friedrich der Große es sich gefallen ließ, dass man ihn während seines wohl ausgezeichneten Flötenspiels unterbrechen durfte, um ihn mit einem „Bravo“ zu bedenken.

Mit Bravorufen wurden im Gartensalon zugleich 14 Flötisten gefeiert, die ein Konzert am Ende eines langen Tages mit mehreren Angeboten zum Thema „Spurensuche: Rokoko“.

Die 14 Berliner Flötisten sind ein Ensemble, das sich vor gut neun Jahren auf Initiative des Berliner Philharmonikers Andreas Blau gründete. Flötisten Berliner Orchester widmen sich der gesamten Flötenfamilie und ihre sämtlichen Mitglieder müssen, wenn Konzerte angesagt sind, dann mit auf Reisen gehen. Es gibt kaum Originalkompositionen für diese Besetzung – mit Ausnahme, wenn ein zeitgenössischer Komponist beauftragt wird, für die Flötenvirtuosen ein Stück zu schreiben. Sonst müssen Bearbeitungen ran. Und da man in diesem Falle in der gesamten Musikgeschichte „grasen“ kann, wird so manch populäres Stück für die Flöte adaptiert, in diesem Fall für Vierzehn. Manches klingt ungewohnt und ungewöhnlich, anderes charmant und witzig, doch gibt es auch Bearbeitungen, die so gar nicht dem Original nahe kommen, beispielsweise die „Carmen-Suite“ nach Bizet. Spanisches Flair und südländisches Temperament sind dabei nicht auszumachen. Spritzig dagegen klingt das köstlich-kesse Scherzo aus Mendelssohns „Sommernachtstraum“ oder das stimmungsvolle „Claire de Lune“ von Claude Debussy.

Die vom starken Wind durchwehte und dennoch diszipliniert gespielte „Nächtliche Flötenmusik“ bot insgesamt eine unterhaltsame Stunde und macht neugierig auf weitere Konzerte mit den 14 Berliner Flötisten, die allesamt hervorragende Meister auf ihrem Instrument sind. Dafür ein uneingeschränktes Bravo, die dargebotenen Bearbeitungen sind indes nicht jedermanns Geschmack. Klaus Büstrin

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