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Kultur: Gesichter klagen an

Am 20. Oktober startet das 12. Unidram – Theater zwischen Emotionen und Komik

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Am 20. Oktober startet das 12. Unidram – Theater zwischen Emotionen und Komik Was bleibt ist die Gewissheit, dass dieser Krieg nicht nur die Männer tötet. Troja ist gefallen und Königin Hekabe, die Seherin Kassandra, Hektors Witwe Adromache und Polyxena warten. Auf die Sklaverei oder den Tod. Dieses Warten, die Anspannung vor dem Unabänderlichen, die gleichzeitig stumme Klage gegen den Wahnsinn des Krieges ist, verarbeitete Euripides vor über 2400 Jahren in seiner Tragödie „Troerinnen“. Wenn am Donnerstag, dem 20. Oktober, „Unidram – Das Festival für junges Theater in Europa“ zum 12. Mal in Potsdam beginnt, klagen Hekabe, Kassandra, Andromache und Polyxena wieder ihre stumme Klage. Die Compagnia Vicolo Corto aus Italien wird mit dem Stück „Donne in Tempo di Guerra“ (Frauen in Zeiten des Krieges), basierend auf Euripides, das Festival eröffnen. „Große und archaische Bilder, Frauen, die weniger mit Sprache, sondern mit ihren Gesichtern sprechen“, sagt Jens-Uwe Sprengel, einer der Organisatoren von Unidram. Zum ersten Mal findet das Theaterfestival, das in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 3000 bis 4000 Zuschauer zählte, im Herbst statt. „Wegen der vielen kulturellen Veranstaltungen im Mai und Juni haben wir uns für diesen Termin entschieden“, so Sprengel. Zehn Tage lang, bis zum 29. Oktober, wird die Schiffbauergasse dann zum Ort für Theaterstücke, die in Deutschland zum Teil zum ersten Mal zu sehen sein werden. „Von den zwölf geplanten Aufführungen sind acht Erstaufführungen“, sagt der Organisator. Ein Grundgedanke von Unidram: Jungen, noch relativ unbekannten Theatergruppen die Möglichkeit zu geben, sich in Deutschland vorzustellen. In den vergangenen Jahren dominierten bei Unidram vor allem großflächige Filmleinwände und Videoinstallationen. Im 12. Jahr rückt das unverfälschte Spiel der Schauspieler in den Mittelpunkt. Auf der einen Seite die emotionale Auseinandersetzung mit den ewigen Themen wie Krieg und Exil, mit denen sich Theatergruppen wie die Compagnia Vicolo Corto oder Tart Produktion aus Stuttgart in ihrem „Mary Stuart: Ein tödliches Casting“ beschäftigen. Daneben clowneske Stücke wie „Dias de las Noches“ vom Teatr Novogo Fronta aus Prag – zum dritten Mal bei Unidram dabei – oder das Bildtheater „Superman“ der Schweizer von Numero 23, das Klischees von Männern bedient. Im Anschluss an einige der Vorstellungen sind Publikumsgespräche geplant. Neu in diesem Jahr ist das Angebot von drei Workshops für jedermann zwischen 35 und 50 Euro. Am Sonnabend, dem 22. und Sonntag, dem 23. Oktober finden „Lebendiges Objekt“, „Masken in der Theaterpraxis“ und „Pantomime“ in den Räumen des T-Werks statt. „Wir hatten in den vergangenen Jahren immer mal wieder Workshops angeboten. Doch die fanden unter der Woche statt und waren deshalb nicht immer gut besucht“, sagt Sprengel. Das Wochenend-Konzept scheint aufzugehen. „Für den Masken-Workshop haben wir zwar schon zahlreiche Anmeldungen. Doch noch sind genug Plätze frei.“ Nach zwölf Jahren versteht sich Unidram, das als ein Studentenfestival begann, noch immer als Bühne für Entdeckungen, als „Sprungbrett“ für noch unbekannte Künstler. „Unmittelbares Theater in einem breiten Spektrum“, sagt Sprengel. Zwar komme die Hälfte der Theatergruppen aus dem osteuropäischen Raum, doch liegt der Schwerpunkt jetzt auf ganz Europa. Ein bis zwei Vorstellungen soll es jeden Abend geben. Die geringen Fördermittel zwingen die Organisatoren, die in früheren Jahren bis zu fünf Vorstellungen an einem Abend anbieten konnten, dazu.Doch eines ist bei Unidram unverändert. „Wir bieten ein hochkarätiges Programm“, betont Jens-Uwe Sprengel. Dirk Becker Der Kartenvorverkauf findet im Büro des T-Werks, Schiffbauergasse 1, statt. Weitere Informationen und Anmeldung für die Workshops unter Tel.: (0331) 719139

Dirk Becker

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