
© Andreas Klaer
Er erinnert an die Skyline einer Großstadt – und wäre im mondänen Loft eines Großstädters gut aufgehoben: Wie eine Skulptur wirkt der Sessel, den Benjamin Ditzen entworfen hat. Etwa 40 Schaumstoffklötzer verschiedener Größe hat der angehende Produktionsdesigner von der Fachhochschule Potsdam (FH) dafür mit Stoff überzogen und mit zwei Industriespanngurten zum avantgardistischen Sitzmöbel zusammengeschnürt. Verwendet hat er ausschließlich Schaumstoffverschnitt, betont er. Seine Arbeit entstand im Rahmen eines Seminars zum Thema „Patchwork“, bei dem die künstlerische Resteverwertung im Mittelpunkt stand – wie bei den gleichnamigen Decken aus bunten Stoffflicken.
Die Arbeiten aus etwa 100 Seminaren präsentiert der Fachbereich Design der FH seit gestern am Pappelallee-Campus mit seiner Jahresausstellung – und die ist ein flüchtiges Vergnügen: Die Werkschau ist nur noch am heutigen Samstag zu sehen. Das Spektrum der Arbeiten reicht von Entwürfen für Möbel oder Stoffe über Buchillustrationen, Ideen für neue Zeitschriften bis hin zu Konzepten für Museen oder Computerprogramme. Für die angehenden Gestalter sei die Schau die Möglichkeit, erste Kontakte zu späteren Arbeitgebern und Kunden zu knüpfen, erklärt Wiebke Loeper, Professorin für Fotografie.
Sie ist einer der Köpfe hinter dem Fotoprojekt „Persönliche Dinge“, das auch im Rahmen der Ausstellung zu sehen ist: Aufbauend auf Interviews mit Menschen verschiedenen Alters und verschiedener sozialer Hintergründe entwickelten die Studierenden Fotoserien, in denen Personen anhand der für sie wichtigsten Gegenstände „porträtiert“ werden – Gesichter sind tabu. Stattdessen sieht der Betrachter nun zum Beispiel den gelben Bademantel der 28-jährigen Ronja: Das Erbstück ihres Großvaters ist für sie mit Kindheitserinnerungen an die russische Republik Baschkortostan verknüpft. Auf anderen Bildern zu anderen Menschen sind ein Handy, eine Kiste mit T-Shirts, ein Degen, ein Sommerhut oder ein zerbeultes Fahrrad zu sehen – ein Pinarello-Rennrad, für das der Neuköllner Fahrradhändler Peter vor 20 Jahren ein Vermögen ausgegeben hat: „Anstelle seines Mantels gab Peter in der Oper sein Rennrad an der Garderobe ab.“ Wiebke Loeper versteht das Projekt auch als Schulung des Einfühlungsvermögens: „Für die Designer ist es wichtig, zu begreifen, warum den Menschen Dinge etwas bedeuten.“ Jana Haase
„Einblicke“, geöffnet heute von 11 bis 15 Uhr. Hauptgebäude, Werkstattgebäude und Haus 5 am FH-Campus Pappelallee
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