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Kultur: Grenzen kennen sie nicht

Das Ensemble Celsete Sirene hat auf „Gol o Bolbol“ europäische und orientalische Musik vermischt

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Dieses Wort allein schon ist Musik: „Sahargah“. So fremd, so bildreich und so geheimnisvoll. Je öfter man es wiederholt, die Vokale in die Länge zieht, umso sehnsuchtsvoller klingt es. Doch erst wenn Manouchehr Fouladvand das Gedicht „Sahargah“ im wohlklingenden Singsang des Persischen rezitiert und dabei von Nora Thiele auf der Trommel begleitet wird, beginnt ein Reise, die einen weit weg führt. Wer die Augen schließt und ganz auf die beiden Musiker vertraut, den führen sie an verwunschene Orte.

„Gol ol Bolbol. Alte Musik aus Persien und Europa“ heißt die CD, die das Ensemble Celeste Sirene mit den beiden Potsdamern Christiane Gerhardt und Tilman Muthesius gerade heraus gebracht hat. Gol ol Bolbol – Rose und Nachtigall, die für Orient und Okzident stehen. Zwei so gegensätzliche Kulturen, deren Verhältnis jahrhundertelang durch Kriege und religiöse Konflikte geprägt war. Doch Gegensätze verhindern den Austausch nicht. Wie nahe beide Kulturen in der Musik einander sind, zeigt das Ensemble Celeste Sirene auf ihrem Album auf eindringliche und ganz plausible Weise.

Gegründet wurde Celeste Sirene 1996 vom Berliner Lautenisten Daniel Kurz und dem Sänger Niels Badenhop. Fünf Jahre später kamen die Gambenspieler Christiane Gerhardt und Tilman Muthesius hinzu. Spezialisiert auf Alte Musik hat das Ensemble neben weltlichen und geistlichen Konzertprogrammen auch Opern wie „La Susanna“ und die Commedia dell“ arte „Colombina Trionfata“ inszeniert. Im Rahmen der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci wird das Ensemble Celeste Sirene bei der „Venezianischen Nacht“ am 14. Juni zu erleben sein. Die Begegnung mit der orientalischen Kultur geht vor allem auf die Neugier und Offenheit von Christiane Gerhardt zurück.

Es war der Klang der Santur, einem persischen Hackbrett, das mit leichten Holzschlegeln gespielt wird, der Christiane Gerhardt faszinierte. Dieser helle, klare und so meditative Ton hatte sie gepackt, als sie Manouchehr Fouladvand in Berlin besuchte, wo sich iranische Musiker regelmäßig trafen, um unter dessen Anleitung die Santur zu spielen. Mit ihrer Gambe ließ sie sich von dieser Gelassenheit ausstrahlenden Musik tragen. Irgendwann begann sie zusammen mit dem Santurspieler Rusbe Torkashvand-Nezhad in Arrangements europäische und orientalische Kompositionen zu verbinden. Verschiedene Konzertprogramme, darunter „Dschullanar vom Meer“ aus 1001 Nacht, einer Verbindung von Erzählung und Musik, sind mit der Zeit entstanden. Auf „Gol ol Bolbol. Alte Musik aus Persien und Europa“ hat das Ensemble Celeste Sirene zusammen mit Fouladvand, Torkashvand-Nezhad und der Perkussionistin Nora Thiele diese Mischung zu einem vorläufigen Höhepunkt geführt.

Als musikalischen Reiseführer lassen sich die 18 Stücke beschreiben. Neben persischen Gedichten von Hafis und dem Santurspiel, finden sich Kompositionen von Antoine Forqueray, Marin Marais und Girolamo Kapsberger. Sänger Badenhop sorgt mit „Ridete meco“ von Alessandro Grandi und „O Luci Belle“ von Vincenzio Calestani für komödiantische, herzergreifende und ausgelassene Momente. Doch am stärksten sind die Stücke auf dem Album, in denen Kompositionen von beiden Kulturen scheinbar grenzenlos miteinander verwoben werden. Ob die Folia eines unbekannten Komponisten oder das „Prélude en Harpèg“ von Marin Marais – treffen hier Gambe und Santur aufeinander, entsteht eine ganz eigene faszinierende Stimmung. Und wer mit geschlossenen Augen dem hypnotischem „Sahargah“ lauscht, aus dem sich heraus Marias „Marche Persane“ fast schon zwangläufig zu entwickeln scheint, erfährt ganz deutlich, was grenzenlos im musikalischen Sinne bedeuten kann.

Die neue CD des Ensemble Celeste Sirene „Gol o Bolbol. Alte Musik aus Persien und Europa“ kann unter www.celestesirene.de bestellt oder in der Musikalienhandlung Böhlke, Jägerstraße 40, gekauft werden.

Dirk Becker

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