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Kultur: Große Literaten der Mark im Taschenbuch

Leben auf dem märkischen Lande. Wälder, Seen, Stille, Idylle – „friedlich und langweilig genug für die Arbeit“, hat Brecht über seine Aufenthalte am Schermützelsee in Buckow geschrieben.

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Leben auf dem märkischen Lande. Wälder, Seen, Stille, Idylle – „friedlich und langweilig genug für die Arbeit“, hat Brecht über seine Aufenthalte am Schermützelsee in Buckow geschrieben. Bettina von Arnim hielt es nicht lange auf ihrem Gut in Wiepersdorf, sie packte die Koffer, schnappte die Kinder und kehrte nach Berlin zurück. Fontane lobte zwar die „schöne Lage“ seines Geburtsortes Neuruppin, lästerte aber auch über die „Öde und Leere, die zuletzt den Eindruck der Langeweile macht“. Trotzdem hat der märkische Sand die großen Schriftsteller geprägt, ließen sie sich von den Menschen der Region, von den dörflichen Landschaften inspirieren. In Theodor Fontanes Roman „Vor dem Sturm“ zum Beispiel sind Spuren seiner Zeit in Letschin zu finden. Gerhart Hauptmanns Mutter Wolffen aus dem „Biberpelz“ entstand nach dem ganz konkreten Vorbild von Marie Heinze, die in Erkner lebte. Ehm Welk machte in „Die Heiden von Kummerow“ seine uckermärkische Heimat zum Schauplatz. Und nicht nur die literarischen Zeugnisse über die Mark haben die „Sandpoeten“ – Bettina von Arnim, Kurt Tucholsky, Theodor Fontane oder Erwin Strittmatter – hinterlassen. In ihren ehemaligen Geburts- oder Wohnorten erinnern museale Einrichtungen an die bekannten Schreiber. Das Brandenburgische Literaturbüro hat nun in dem kleinen wie feinen Taschenbuch „Literaturland Brandenburg. Ein Wegweiser zu den literarischen Gedenkstätten des Landes“ diese Orte zusammengestellt. In 16 kurzen Texten von Peter Walther sind interessante Geschichten über die Autoren und ihren Bezug zur Region nachzulesen. Übersichtlich angehängt sind praktische Hinweise wie Anschrift und Öffnungszeiten, Anreise und literarische Empfehlungen. Von dem wenig lockenden Einband mit dem unscharfen Bild einer unbestimmten märkischen Wald- und Seenlandschaft sollte man sich also nicht abschrecken lassen. Auch nicht von den ebenso verwaschen en Fotos der Erinnerungsstätten im Buch selbst, die dazu keine besonders ästhetischen Ausschnitte zeigen. Und warum hängt eigentlich das Literaturbüro weiterhin an der alten Rechtschreibung? Obwohl doch die neue seit Sommer für alle brandenburgischen Schüler verbindlich ist? „Schloß“ statt „Schloss“. Wer will denn das noch lesen? Auch an dem sehr kleinen Schriftbild könnte man mäkeln. Trotzdem macht es Spaß, in dem 70-seitigen Band zu blättern. In kurzer Zeit hat man ihn durch, erfährt kleine Anekdoten, fühlt sich informiert, Interesse wird geweckt. Auch wenn man sich nur vom Sofa aus durch Brandenburg liest. M. Hartig „Literaturland Brandenburg. Ein Wegweiser zu den literarischen Gedenkstätten des Landes“, Vacatverlag, 6 Euro

M. Hartig

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