Würde und Eleganz bestimmen die Atmosphäre des Konzertsaals in der Beletage des Marmorpalais im Neuen Garten. In diesem Raum von König Friedrich Wilhelms „Refugium am Heiligen See“ fanden zu Lebzeiten des Monarchen Konzerte statt, in denen er mit einem Streichquartett das Violoncello spielte. Und laut Überlieferungen exzellent. Darauf machte am Mittwochabend Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, zum Auftakt eines Konzerts mit dem Wiener Pianisten Paul Badura-Skoda, der zu den Großen der Pianistengilde unserer Zeit gehört, aufmerksam. Nicht nur der in Musenfragen vielgerühmte Friedrich II. sei ein talentierter Musiker gewesen, sondern auch sein ungeliebter Nachfolger auf dem Thron. Im Marmorpalais empfing Friedrich Wilhelm II. auch den Komponisten Ludwig van Beethoven, der im Konzertsaal musizierte. Dabei fürchtete der König um seinen Hammerflügel, denn der allzu kraftvolle Klavieranschlag des Musikers ängstigte ihn.
Paul Badura-Skodas Klavierspiel ist ebenfalls von mitreißender Vitalität geprägt. Doch der Pianist, der am Mittwoch seinen 83. Geburtstag feierte, weiß immer wieder mit dynamischer Empfindsamkeit, einer Vielzahl von Valeurs auf dem Bösendorfer-Flügel, der freundlicherweise von der Wiener Klavierfirma zur Verfügung gestellt wurde, zu agieren. Dennoch ist der Festsaal, in dem die Meisterkurse in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit den Pianisten Wilhelm Kempff und Edwin Fischer stattfanden, ein Raum für den Hammerflügel mit seinem perkussiven, durchhörbaren und differenzierten Klang. Der relativ kleine Raum mit seinen großen Stuckmarmor- und Fensterflächen ist dem modernen Flügel selten gut gesonnen. Das eigentlich warme und durchsichtige Spiel Badura-Skodas wirkte hier plötzlich scharf-stechend. Zumindest im ersten Teil, obwohl der Wiener Bachs feingliedrige Partita B-Dur BWV 825, Mozarts grüblerische Fantasie c-Moll KV 475 sowie dessen heiter gestimmte Sonate c-Moll KV 457 frisch und schnörkelfrei musizierte.
Als nach der Pause die Fenster mit Vorhängen bedeckt wurden, gab sich der Flügel friedlich und freundlich, hatte er mehr sanfte und singende Töne parat. Paul Badura-Skoda spielte nun die große B-Dur-Sonate D 960 von Franz Schubert. Der Wiener Pianist ist mit Franz Schubert besonders vertraut. Herrlich, wie er beispielsweise im Thema des zweiten Satzes dem in Terzparallelen auf und absinkenden Gesang durch zart getupfte Töne der übergreifenden linken Hand den Ausdruck von Seligkeit und Hoffnung verlieh. Eindrucksvoll der Mittelteil, den er wie einen Chor dunkler Männerstimmen orchestrierte, und die Reprise des Hauptteils wurde bei ihm zum auskomponierten Verstummen. Das war eine Interpretation, das das Herz höher schlagen ließ.
Das Publikum jubelte und bedankte sich bei Paul Badura-Skoda mit stehenden Ovationen. Er griff dann nochmals in die Tasten und spielte Zugaben von Franz Schubert.
Dieses außergewöhnliche Konzert wurde organisiert von dem Potsdamer Pianisten Alexander Untschi, der den legendären Potsdamer Meisterkursen seit 2009 eine erfolgreiche Neuauflage angedeihen ließ. Sein Lehrer Paul Badura-Skoda gab dabei als Lehrer den Auftakt. Klaus Büstrin
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