Kultur: Hänsel und Gretel bleiben im Märchenland
Humperdincks Oper in der Inszenierung von Kay Kuntze und dem Dirigat Michael Helmraths
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Humperdincks Oper in der Inszenierung von Kay Kuntze und dem Dirigat Michael Helmraths Den meisten Zuschauern ist die Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck seit der Kindheit vertraut. Und sie hoffen, dass heutige Aufführungen ihnen, so wie früher, das Herz höher schlagen lässt und sie nicht vor den Kopf stoßen. Vor der Inszenierung von Kay Kuntze bei der Kammeroper Schloss Rheinsberg mit jungen Sängerinnen und einem Sänger muss einem nicht bange sein, denn die Regie will das Publikum nicht verstören, wie beispielsweise unlängst eine Interpretation der Oper durch das Erfurter Opernhaus, die dem Märchen etliche Probleme unserer Zeit aufbürdete. Kuntze lässt die Oper dort, wo sie am besten aufgehoben ist, im Märchenland. Auch bei ihm sind die Eltern von Hänsel und Gretel arme Leute, die vor Sorgen kaum in den Schlaf kommen und die vor Verzweiflung auch mal Erziehungsfehler machen. Die Geschwister sind auch in Rheinsberg ganz quicklebendige Kinder, die sich necken und zusammenstehen, wenn Gefahr droht. Fast alles wird so erzählt, wie man die Oper aus etlichen Inszenierungen kennt. Der Regisseur verzichtet hier auf eine kitschige Engel-Parade, dafür halten gute und quirlige Geister Wache bei der Nachtruhe im Wald. Sandmännchen kommt in Wolken daher, die Hexe wohnt nicht in einem Lebkuchenhaus, sondern in einer riesigen Torte, in der alles zu finden ist, wenn sie sich in mehrere Stücke aufteilt: der Käfig für Hänsel und der Backofen. Als Vertrauen erweckende „Dame“ tritt sie zunächst auf, später wird sie ein Drachen ähnliches Wesen. Ihren Hexenritt vollzieht sie auf einem überdimensionalen Besen, der durch den gesamten „Saal“ fegt. Die Aufführung fand am Dienstagabend in einer Halle, einem Ausweichquartier am Rande von Rheinsberg, statt. Das unwirtliche Wetter verhinderte die Vorstellung im Heckentheater des Schlossparks. Kammeropern-Chef Siegfried Matthus versprach vor der Vorstellung, dass das Publikum die nüchterne Halle während der Inszenierung vergessen werde. Er hatte Recht. Das Bühnen- bild mit den verschiebbaren Hecken, die die Waldsituation schufen, das karge Besenbinderhaus, die „sahnige“ Torte sowie die farbintensiven Kostüme zeugen von einer köstlichen Fantasie der Bühnenbildnerin Sandra Linde und der Kostümbildnerin Ute Noack. Und die jungen Sängerinnen wirbelten souverän durch die Szene, wussten mit eindrucksvollen Gesangsleistungen zu überzeugen. In erster Linie Gabriele Scherer, (Hänsel) die über einen vollen und warmen Mezzo verfügt. Katia Bentz spielte ein sehr frisches Gretel, doch für ihren leichten Sopran war diese Halle kaum geeignet. Man hörte sie nicht immer ausreichend. Julia Kirchners Hexe klang sexy und Jae-Hyong Kims Vater konnte mit durchdringendem Bariton aufwarten. Mit heller Freude hörte man auch den Chor und die Brandenburger Symphoniker unter der Leitung von Michael Helmrath. Er wusste den Aufführungsort mit der der hochromantischen Musik Humperdincks aufs Feinste zu füllen und das Sängerensemble mit Bravour zu führen. Großer Beifall für die Mitwirkenden und für die im Hintergrund Agierenden. Klaus Büstrin
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