Unruhige Tage am Hans Otto Theater (HOT). Ein Intendantenwechsel bringt es wohl mit sich, dass es auch ein Wechsel im künstlerischen Personal gibt. Bei Uwe Eric Laufenberg war es vor gut vier Jahren so, beim designierten Intendanten Tobias Wellemeyer, der ab Spielzeit 2009/10 nach Potsdam kommt, wird es wohl nicht anders sein. Nur, dass Wellemeyer in noch größerem Umfang Nichtverlängerungsmitteilungen aussprechen will. So teilte es nach dem jetzigen Kenntnisstand der Betriebsrat des Hans Otto Theaters der Presse mit. Der künftige Intendant kann sich dabei auf den Tarifvertrag NV Bühne stützen. Auch der Gesellschafter – die Stadt Potsdam – hat ihn mit einer umfassenden Vollmacht ausgestattet, damit er alle Vorbereitungen bei der Durchsetzung seines künstlerischen Konzeptes veranlassen kann. Betroffen sind mit Ausnahme von zwei unkündbaren Schauspielern das gesamte Schauspielensemble und nahezu alle Mitarbeiter des Jungen Theaters. Wedemeyer will, so teilte er es während der jüngsten Kulturausschusssitzung mit, das Junge Theater schließen. Weitere Personalwechsel und vermutlich Nichtverlängerungen sind in fast allen künstlerischen und technischen Leitungspositionen vorgesehen“, heißt in der Mitteilung. Wenn man im Spielzeitheft 2008/09 unter dem Stichwort Mitarbeiter“ nachzählt, könnten 25 Personen davon betroffen sein.
Auf Nachfrage bei der Betriebsratsvorsitzenden, Manuela Gerlach, bedarf eine Nichtverlängerungsmitteilung auf Grund eines Intendantenwechsels keiner weiteren Begründung. Diese ist nicht mit einer Kündigung vergleichbar. Deshalb hat der Betriebsrat in diesem Fall auch kein Beteiligungsrecht. Aber dennoch kann und möchte der Betriebsrat des Hans Otto Theaters nicht tatenlos zusehen, dass so mancher in die Arbeitslosigkeit geschickt werden könnte. Denn nicht jeder von den Betroffenen ist noch in dem Alter, für den ein Neubeginn einfach ist. Und so stellt die Mitarbeitervertretung an Tobias Wellemeyer einige Fragen: „Ist ein künstlerischer Neubeginn wirklich nur dann möglich, wenn man die Anzahl der Nichtverlängerungen so hoch wie möglich ausreizt? Spielt nicht auch die Frage der Kontinuität in verschiedenen Bereichen des Theaters eine Rolle? Wie soll für die verbleibenden Kollegen vor diesem Hintergrund eine Vertrauensgrundlage gegenüber der neuen Leitung geschaffen werden?“
Da die Nichtverlängerungsgespräche noch ausstehen, bittet der Betriebsrat den designierten Intendanten um genaueste Prüfung in Bezug auf Notwendigkeit und soziale Verträglichkeit. Das Kind sei, so Manuela Gerlach, noch nicht völlig in den Brunnen gefallen.
Für ein Gespräch mit den PNN stand gestern Tobias Wellemeyer nicht zur Verfügung.Klaus Büstrin
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: