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Kultur: Hauskonzerte und Bilder

Die Remise der Villa Ryzlewicz ist zu einem privaten Kunstort geworden

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Die Remise der Villa Ryzlewicz ist zu einem privaten Kunstort geworden Malerei und Musik – das reimt sich immer wieder gut aufeinander. So empfindet auch Winfried Ryzlewicz. Zur Eröffnung seiner Remise lud er sich akustische und bildende Künstler und viele Gäste in den Garten seiner Stadtvilla am Neuen Garten. Zu einem privaten Ort der Kultur und Kunst will der gebürtige Berliner und promovierte Mediziner das ehemalige Kutscherhaus machen. Musiker, bildende und später auch darstellende Künstler sollen sich die Torklinken in die Hand geben. Es verwundert, in den jüngst renovierten vier Räumen malerische Werke von Barbara Raetsch und ihrem Mann Karl, daneben im Garten Steinarbeiten ihres Sohnes Robert zu sehen. Stellt die Potsdamer Künstlerfamilie zur gleichen Zeit doch auch in ihrer Atelierkapelle auf dem Hermannswerder aus. Indem sie sich – offenbar unbesorgt – selbst Konkurrenz macht, beweist sie aber, dass ihre Depots sehenswerte Arbeiten auch für zwei gut bestückte Ausstellungen bereit halten. Neben Bildern aus der bekannten Reihe mit Ruinenhäusern, zeigt die Malerin jüngst entstandene Arbeiten ihrer Landschaftsserie und überraschende Bilder aus den frühen 90er Jahren. Ihr „Blick zum Jungfernsee“ mit der Mauer, die weiß und unerbittlich das Bild durchschneidet, hat mehr als zeithistorischen Wert. Eine Idylle von eben solchem herben Charme sind auch das ruinöse „Belvedere auf dem Klausberg“ und der wie ausgebrannt aufragende „Pomonatempel auf dem Pfingstberg“. In der Gegenüberstellung ist überraschend, dass der kürzlich verstorbene Karl Raetsch in den gleichen Jahren wirkliche Idyllen wie das bunte Blumen bietende „Gartenstück“ und das über einer sanften Landschaft schwebende „Schloss Wiesenburgim Fläming“ auf die Leinwand brachte. Die Stimmung herbstlicher Melancholie liegt über seinem „Chinesischen Teehaus“, gesehen im Park von Sanssouci. Die aus hellem Stein geschlagenen funktionalen Skulpturen des Sohnes Robert – hier eine „Steinschale“ und ein leise plätschernder „Brunnen“, dort einige Köpfe als Leuchter oder eine Parkbank - fügen sich gut in den Garten. Aufder Vernissage war mehr als einmal zu hören, die Stücke seien wie geschaffen für diesen Ort. Über Robert Raetsch kam vor einigen Jahren auch der Kontakt zum Hausherrn zustande, der seit 2000 in Potsdam wohnt. Bald lernte dieser auch die malenden Eltern kennen und erkannte, ganz Mediziner, wie schwer Karl Raetsch erkrankt war. Mit der noch zu dessen Lebzeiten geplanten, jetzt zu sehenden Schau habe er, so der Hausherr, dem Maler Hoffnung machen und ein Nahziel geben wollen. Eines will Ryzlewicz dabei nach eigener Aussage nicht sein: eine Konkurrenz zu Potsdams auf Verkauf angewiesenen Galerien, auch, weil bei ihm, der Reinerlös der Verkäufe den Künstlern zugute komme. Den Raetschs wolle er damit helfen, die inzwischen erheblichen Kosten ihrer gerichtlichen Auseinandersetzung um die Atelierkapelle zu tragen. Die Prozesse gehen derzeit leider schon ins zwölfte Jahr. Setzte sich zur Remisen-Eröffnung die belgische Pianistin Sylvia Traey für eine späte Sonate Beethovens an den kurzen Flügel, sollen während der einmonatigen Ausstellungsdauer noch zwei weitere Hauskonzerte folgen. Am 26. Juni, dem kommenden Samstag, wird der ukrainische Pianist Jewgeni Sajakin, Perm, - ein ausgezeichneter Klaviervirtuose – unter anderen „Die Jahreszeiten“ von Peter Iljitsch Tschaikowsky darbieten. Und zur Finissage am 11. Juli, einem hoffentlich sonnigen Sonntag, greift der Hausherr mit Freunden selbst zum Instrument.Insgesamt ein mit viel Elan und Enthusiasmus begonnenes bürgerschaftliches Engagement für die Kultur in Potsdam, das hoffentlich die gewünschtenErfolge ernten wird. Götz J. Pfeiffer Bis 11. Juli in der Remise der Villa Ryzlewicz, Am Neuen Garten 8, Do/Fr 14-18,

Götz J. Pfeiffer

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