Kultur: Heimat Israel
Das 11. Jewish Film Festival vom 15. bis 18. Juni zu Gast im Filmmuseum
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Das 11. Jewish Film Festival vom 15. bis 18. Juni zu Gast im Filmmuseum Skeptisch beäugen die marokkanischen Bewohner der kleinen israelischen Siedlung, wie ihre neuen Nachbarn aus Indien inmitten der Wüste Kricket spielen. Ein Mädchen-Spiel, nicht ernst zu nehmen. Nachdem bekannt wird, dass die Inder ein Spiel gegen eine englische Mannschaft ausrichten, wandelt sich die Einstellung. Einige Marokkaner lassen sich die Regeln erklären und verstärken das heimische Team, um gemeinsam gegen die Engländer zu kämpfen. Nach Hollywood-Rezept wäre der Film „Turn left at the end of the world“ hier schon zu Ende, aus Fremden wurden Freunde, aus marokkanischen und indischen Juden Israelis, die nur gemeinsam stark sind. Doch der israelische Film von 2004 hat gerade erst seine Halbzeit erreicht. Das Spiel wird zu einem Desaster. Die Dorfmannschaft verliert haushoch, was friedlich begann, endet in einer Massenschlägerei. Der Spielfilm von Avi Nesher bricht Pathos mit Witz und betont die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Protagonisten mitunter bis ins Absurde, etwa wenn sich zwei Nachbarinnen darüber streiten, woher die beste Seife der Welt käme. Selbstverständlich aus Frankreich, betont die Marokkanerin, natürlich aus England, beharrt die Inderin, wobei beide offensichtlich die jeweilige ehemalige Kolonialmacht ihres Geburtslandes als kulturellen Standard setzen. Als Juden kamen die einen 1959, die anderen 1969 nach Israel, wobei das gemeinsame Judentum nicht zwingend verbindend wirkt. Das schafft jedoch der Alltag. Es gelingt am schnellsten den Kindern, die am schärfsten die Widersprüche spüren. Drei der sechs in Potsdam zu sehenden Filme des 11. Jewish Film Festivals kommen aus Israel, bei zwei weiteren handelt es sich um israelische Koproduktionen. Unter dem Titel „Heimat, Heimweh, Hejmisch sein“ kann sowohl die aktuelle israelische Filmszene, wie auch das Land selbst entdeckt werden, und zwar so, wie es israelische Filmemacher sehen. Diese in Deutschland viel zu selten wahrgenommene Innenperspektive ist vielfältig. „Arje“ erzählt eine Liebesgeschichte, die im Zweiten Weltkrieg begann und 60 Jahre später wieder aufgenommen wird. In dem Spielfilm „Made in Israel“ von 2001 steht die Bestrafung eines Kriegsverbrechers im Mittelpunkt. Von 1964 ist der Spielfilm „Sallah Shabati“, der den Golden Globe erhielt und bei dem der inzwischen verstorbene Schriftsteller Ephraim Kishon die Regie führte. Komplettiert wird die Auswahl durch zwei Dokumentarfilme. „Watermarks“ porträtiert sieben Schwimmerinnen der in den 30er Jahren außerordentlich erfolgreichen Frauenmannschaft des jüdischen Sportverbands „Hakoah Wien“ und, passend zum Einstein Jahr, widmet sich die australische Produktion „Einsteins Frau“ von 2003 Mileva Maric, selbst Physikerin und erste Ehefrau des Nobelpreisträgers. Lene Zade Zur heutigen Eröffnung sprechen um 18 Uhr der Journalist Juri Vexler und Nicola Galliner, Leiterin des Jewish Film Festivals
Lene Zade
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