Kultur: Heimatlose Kunstschätze ins Neue Palais Kolloquium zum 70. von Hans-Joachim Giersberg
Mit der bis 2012, dem 300. Geburtstag Friedrichs des Großen, vorgesehenen Restaurierung sollen die Prachträume des Neuen Palais wieder reicher mit Gemälden, anderen Kunstwerken und Mobiliar ausgestattet werden.
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Mit der bis 2012, dem 300. Geburtstag Friedrichs des Großen, vorgesehenen Restaurierung sollen die Prachträume des Neuen Palais wieder reicher mit Gemälden, anderen Kunstwerken und Mobiliar ausgestattet werden. Dies kündigte Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Preußischen Schlösser und Gärten, auf einem Festkolloquium zum 70. Geburtstag seines Vorgängers Prof. Hans-Joachim Giersberg an. So sollen noch in anderen Schlössern hängende Gemälde an ihren originalen Ort zurückgeführt und restaurierte Stücke wieder aufgestellt werden, wie dies bereits für die so genannte Pompadouruhr und die Drei-Grazien-Kommode aus dem 18. Jahrhundert gelang. Auch „heimatlos“ gewordene Kunstwerke aus zerstörten Bauten wie dem Potsdamer und dem Berliner Stadschlosss könnten im Palais ihren Platz finden.
Die hohen Kriegsverluste der Stiftungsschlösser, die allein bei Gemälden auf 3000 Werke beziffert werden, können damit allerdings nicht ausgeglichen werden. Das Neue Palais verlor vier Fünftel seines Bestandes an Kunstwerken.Die Mehrzahl wurden als Kriegsbeute in die Sowjetunion verbracht, 1991 aufgenommene Verhandlungen über eine Rückgabe blieben ergebnislos. Auf dem Kolloquium ging Burkhardt Göres, Direktor der Schlösser und Sammlungen, auf jeden wichtigen Raum und dessen Kriegsverluste ein, berichtete über die zwischen 1945 und 1965 bei der Neueinrichtung getroffenen Kompromisse. Einen Forttschritt bedeutete die Rückgabeaktion der Sowjetunion im Jahr 1958, wodurch auch einige Originalstücke aus dem Neuen Palais wieder nach Potsdam gelangten. So fanden die Kunsthistoriker in den Kisten beispielsweise drei der einst 30 kostbaren Schneeballvasen, mit denen die Schlossräume geschmückt waren. Auch einige wertvolle Gemälde wurden übergeben, zunächst in einer Ausstellung in den Neuen Kammern gezeigt und dann meist zur Schließung von Lücken in der Bildergalerie verwendet. Damit sah die sowjetische Regierung offensichtlich ihre Pflichten getan – die Hoffnung auf weitere Rückgaben erfüllte sich bis heute nur in Einzelfällen.
Prof. Michael Seiler, der vormalige Gartendirektor, widmete dem Jubilar ein Essay über „Friedrich II. - zwischen Blumenrabatten und Seidenspinnern“. An Arten wie Löwenmaul und Tagetes verdeutlichte er, wie der König, der erstaunlicherweise in seiner Bibliothek keinerlei Gartenbücher besaß, über die Schönheit hinaus auch die mythologische Bedeutung der Blumen sah. Für sein Nützlichkeitsdenken stehen die Versuche, durch die Anpflanzung von Maulbeerbäumen eine inländische Seidenprodukton aufzubauen. Geschäftemacher bemühten sich, daraus Kapital zu schlagen. Einer versuchte sogar, sich hohe „Fördermittel“ für die Umwandlung der gesamten Halbinsel Tornow in eine riesige Maulbeerplantage zu sichern. Doch das durchschaute der König. Redlich ging dagegen der Hofgärtner Joachim Ludwig Heydert vor, der aus seinem Privatgarten hinter dem Nauener Tore (dem späteren Thiemannschen Grundstück) die essbaren schwarzen Maulbeeren an die königliche Tafel verkaufte. Der Anbau des wohlschmeckenden Obstes scheint wieder zuzunehmen, wie Zurufe aus dem Publikum deutlich machten.
Die Stiftungskustodin für Metall, Claudia Meckel, sprach über die goldene Zeit des Berliner Kutschenbaus, dessen Gefährte als köngliches Geschenk an zahlreiche europäische Höfe gingen. Einige solcher Prachtkarossen sind seit dem Vorjahr in einer Dauerausstellung in der Paretzer Schlossremise zu sehen, die Ostern ihre Tore zur neuen Saison öffnet. Einen Preußen besonderer Couleur rückte Mathias Gärtner in den Blick: den Bibliothekar König Friedrich Wilhelms IV., Balduin Möllhausen, der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Nordamerikareisen unternahm und darüber fesselnde Bücher schrieb. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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