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Kultur: Heißblütig und sonnenhitzig Spanisches im Konzert zum Saisonfinale

Die „echten“ Spanier kommen, vor allem wenn sie komponieren, nicht nur von der iberischen Halbinsel, sondern vorzugsweise aus Frankreich. Wie „Carmen“-Schöpfer George Bizet oder der „Iberia“-Huldiger Claude Debussy.

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Die „echten“ Spanier kommen, vor allem wenn sie komponieren, nicht nur von der iberischen Halbinsel, sondern vorzugsweise aus Frankreich. Wie „Carmen“-Schöpfer George Bizet oder der „Iberia“-Huldiger Claude Debussy. Einziger „Echter“ in dieser Runde ist Manuel de Falla mit seinen „Nächten in spanischen Gärten“. Sie alle sorgten für landestypische Impressionen, mit denen das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt am Sonnabend die sinfonische Konzertsaison des Nikolaisaals beendete. Für den erkrankten Chefdirigenten Howard Griffiths sprang kurzfristig Israel Yinon ein, der bereits über einige Dirigiererfahrungen mit den Musikern verfügte. Nach dem tags zuvor in Frankfurt nicht gerade ruhmvoll absolvierten Programm, schienen Dirigent wie Orchester bei ihrem Potsdam-Auftritt wie verwandelt.

Und so zeigte sich gleich zu Beginn die originelle „Carmen“-Adaption für Streicher und vier opulent besetzte Schlagzeugbatterien von Rodion Schtschedrin ganz von ihrer klangklaren, rhythmisch prägnanten, tanzaparten Seite. Der stimmungslastend gespielten Einleitung mit dem auch später immer wieder auftauchenden Todesmotiv folgte der Griff ins volle, von südlicher Sonne überschienene Menschenleben. Leidenschaftliches und Laszives hatte da genauso seinen Platz wie turbulentes Volkstreiben. Die Musiker bewiesen viel Sinn für instrumentatorische Finessen und Feinheiten, brachten sie höchst differenziert in Ausdruck und Dynamik zu Gehör. Die abrupten Stimmungswechsel meisterten sie glänzend; tatsächlich con brio und nicht lärmend breiteten sie die Leidenschaften bis ins packend gespielte Finale aus.

Still und geheimnisvoll, tranquillo e misterioso, so lautete de Fallas Wunsch für die Wiedergabe des ersten Satzes seiner dreiteiligen „spanischen Nächte“ für Klavier und Orchester. Die Frankfurter suchten dem zu entsprechen. In den flirrenden Geigenklang fiel präludierend das Soloinstrument ein. Leichten Anschlags, mit spieltechnischer Bravour und kristallklarem Ton klangmalte Markus Becker in andalusischer Poesie, imitierte per Tasten auf vergnügliche Weise spanisches Gitarrezupfen. Im „Entfernten Tanz“, einer ungebundenen Malagueña im Dreivierteltakt, wie auch im rondoartigen Finalsatz entfesselten sich sowohl Orchesterbrillanz als auch pianistische Virtuosität. Mit einer jazzinspirierten Zugabe, gefolgt von einer sehr verinnerlichten, dankte der Solist dem Beifall.

Den erhielt abschließend auch die Ausdeutung des dreiteiligen Orchesterbildes „Iberia“ aus Debussys „Image“-Triptychon. Viel rhythmisch ausgelassene Lebensfreude herrscht „Auf Straßen und Wegen“, was die Musiker zu einer grell beleuchteten Genreszene animierte. Die „Düfte der Nacht“ hätte man sich dagegen noch eine Spur klangzauberischer, ätherischer, sinnenbetörender, kurzum: impressionistisch schillernder vorstellen können. Gut gelungen der Übergang zum „Am Morgen des Festes“, an dem sich die Tanzfreude und der Trubel eines spanischen Volksfestes austoben konnten. Kastagnetten- und Tamburingeklapper, Harfen- und Celestaklänge sorgten für weitere klangsinnliche Zutaten. Was einem natürlich sehr spanisch vorkam. Peter Buske

Peter Buske

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