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FREITAGS: Helden?

Klaus Büstrin über neue „Kriegerdenkmale“

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Die gold-braunen monströsen Erinnerungstafeln mit den Namen der Toten aus den Kriegen von 1871/72 mussten in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihrem bis dahin bevorzugten Platz weichen und wurden „in die Ecke“ verwiesen. Für die, für Kaiser, Volk und Vaterland gefallenen Bornstedter Soldaten sah man nunmehr vorrangig ein anderes Gedenken vor. Auf einem schlicht gestalteten Sandstein wurden Worte des Theologen Helmut Gollwitzer gemeißelt, der der Toten aller Kriege, der der Verfolgten, Vertriebenen und Ermordeten der furchtbaren Katastrophen, die vor allem das deutsche Volk im 20. Jahrhundert verursachten. Vom Heldentod ist dabei Gott sei Dank nichts zu lesen. Dieser neue Gedenkstein fand nicht sogleich die Zustimmung der Gemeindeglieder. Ohne Namensnennung der Toten gedenken? Doch eine oder zwei Gedenktafeln hätten bei der Vielzahl von Toten nicht gereicht. An „gefallene Helden“ des zweiten Weltkrieges sollen nun neu geschaffene Gedenksteine in brandenburgischen Orten erinnern. Mit Recht werden diese Kommunen von Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg kritisiert. Man dränge damit die Opfer der NS-Diktatur in den Hintergrund und fördere durch die optische Entsprechung das Gedankengut der Rechtsextremisten. Die Geschichte hat es längst deutlich gemacht, dass die in den Hitler-Krieg geschickten Männer verführt wurden. Dass die Familien sich der Gefallenen in Trauer erinnern, ist selbstverständlich. Doch immer sollte in jedem ernsthaften Gedenken nach der Schuld, nach den Ursachen gefragt werden. Und es scheint, dass da noch einiges an Arbeit vonnöten ist.

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