Kultur: Helden nicht seine Domäne
Klaus Büstrin
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Am 22. September wird sich am Havelufer in der Schiffbauergasse der Vorhang des neuen Hauses des Hans Otto Theaters öffnen. In unserer Serie wollen wir an die vergangenen Jahrzehnte des Theaters erinnern, an Künstler auf der Bühne, dahinter und davor, an Schauspiel- und Musiktheaterereignisse, an Episoden aus dem Theaterleben Potsdams.
HEUTE: Thomas Langhoff
Die Langhoffs sind eine der bekanntesten deutschen Theaterfamilien – seit Jahrzehnten. Dazu gehören auch Thomas und Matthias. Die Söhne des legendären Wolfgang Langhoffs, der von 1946 bis 1963 Schauspieler, Regisseur und Intendant des Deutschen Theaters Berlin war, haben sich ebenfalls den „Brettern, die die Welt bedeuten“ verschrieben. In den vergangenen Jahrzehnten vor allem als Regisseure. Thomas Langhoff hat sich seine ersten Theatersporen nicht im hauptstädtischen Berlin verdient, sondern in der Provinz. An den Theatern in Borna und Brandenburg fand er seine ersten Engagements. Am Brandenburger Theater war er unter anderen in Gorkis „Nachtasyl“ zu sehen. Seine Darstellung des Diebes Pepel bleibt deswegen in Erinnerung, weil er das Unbekümmerte der Figur, aber auch die Sehnsucht, das Ausgestoßensein hinter sich zu lassen, so wunderbar herausarbeitete. Auch in Brandenburg konnte er seiner späteren Leidenschaft, Regie zu führen, bereits nachgehen und zwar beim damals allerorten gespielten Stück „Und das am Heiligabend“ des Tschechen Vrastislav Blazek. Man lobte die Komödie in den Medien, weil der Autor parteilich „gegen die Gefahr der Gleichgültigkeit gegenüber dem Sozialismus“ ankämpfte.
Am Hans Otto Theater, wo er 1963 als Schauspieler engagiert wurde, spielte er zunächst ebenfalls in einem „sozialistischen“ Stück, in „Fieber“ des Rumänen Horia Lovinescu. In Potsdam folgten dann Rolle auf Rolle. Besondere Aufmerksamkeit war Thomas Langhoff in der Hamlet-Inszenierung von Peter Kupke sicher. Shakespeares vieldeutiges Stück wurde am HOT so gespielt, dass man die tiefe Zerrisssenheit zwischen dem Human-Anspruch und den Wünschen und Trieben der Titelfigur eindrücklich erlebte. Ein junges Darstellerensemble mit Arno Wyzniewski, Günter Junghans, Heide Kipp oder Klaus-Peter Thiele hat zum Erfolg wesentlich beigetragen. Langhoff spielte den Freund des Dänenprinzen, Horatio. Auch die Berliner reisten nach Potsdam, um sich diesen Hamlet anzusehen. Dass man gern von überall an das Hans Otto Theater kam, war in den folgenden Jahren bei den verschiedensten Inszenierungen gang und gäbe. Thomas Langhoff hat dazu wesentlich beigetragen, nicht, weil sein Name einen besonderen Klang hatte, sondern weil er als talentierter Schauspieler das Ensemble in der „Provinz“ so eindrücklich mitprägte. Es waren nicht immer die großen Rollen, Helden, die er spielte, sondern oftmals Menschen mit einem liebenswürdig-komischen Charme.
In Potsdam hat Thomas Langhoff wohl nicht selbst inszeniert. Seine großen Regietaten, die international Furore machten, begannen dann später an Berliner Theatern. Dorthin zog es ihn ab 1971. Zunächst war er jedoch beim DDR-Fernsehen tätig.
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