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Von Klaus Büstrin: Herzenssache

Alte Musik-Reihe in der Friedenskirche fortgesetzt

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An den Komponisten und Musiktheoretiker Jean-Philippe Rameau schrieb sein Zeitgenosse Voltaire: „Ihre Musik ist bewundernswert, aber sie macht ihnen auch grausame Feinde.“ Die Anhänger des Hofkomponisten des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV., Jean-Baptiste Lully, wollten verhindern, dass es Konkurrenten für ihren Meister gibt. Obwohl sie Rameau immer wieder einen schlechten Ruf andichteten, mussten sie es wohl oder übel hinnehmen, dass der Verhasste neben Lully Hauptrepräsentant für die Musik des Ancien Régime wurde.

Die Werke Jean-Philippe Rameaus führen heute im Konzertleben oftmals leider ein Schattendasein. Hin und wieder wird eine Oper aufgeführt, aber Spezialensembles für die Interpretation von Alter Musik lassen die Kammermusik des französischen Komponisten links liegen. Die kleine Cammer-Music Potsdam mit Wolfgang Hasleder und Rahel Mai, Violine, Juliane Laake, Viola da gamba, und Sabine Erdmann, Cembalo, widmete nun Rameau ein Konzert, nämlich in der Reihe „Harmonia mundi – Musica coelestis“ in der Friedenskirche Sanssouci.

Es scheint dem Quartett eine Herzenssache zu sein, die Musik des Barockmeisters zu interpretieren. Von den fünf „Pieces de clavecin en Concerts“ (Konzerte für Cembalo, Violine und Viola da gamba) brachte es das dritte und das vierte Konzert zu Gehör. Der virtuose und expressive Cembalopart steht dabei im Zentrum des konzertanten Geschehens. Die beiden Melodieinstrumente geben den Kompositionen lediglich weitere Klangfarben. Die Interpreten wussten mit einer wunderbaren Nuancierungskunst und einer Vielzahl aparter Klangeffekte den musikalischen Ideen Rameaus Raum zu geben. In beeindruckender Weise vermochte es die Cembalistin Sabine Erdmann besonders in der Suite e-Moll zu verdeutlichen, wie der Komponist die Spieltechnik auf dem Tasteninstrument weiter entwickelte und mit gewagten Harmonien experimentierte. Mit vorwärts denkendem Gestaltungswillen stellte die Musikerin die sieben Tanzsätze mit fantasievollem Gestus und feiner aquarellhafter Klangkultur dar.

Rameau komponierte besonders gern für die Singstimme. Das bezeugen die Opern und Kantaten aus seinem weit gespannten Ouevre. Im Konzert in der Friedenskirche erklangen zwei Kantaten, die über den berühmten antiken Sänger Orpheus, der seine Frau Euridice an die Unterwelt verlor, sowie „ La Berger fidele“, die die Geschichte des treuen Schäfers Myrtil und seiner geliebten Amaryllis erzählt. Beide Werke zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Intensität des Ausdrucks aus. Gesungen wurden sie von der Berliner Sopranistin Doerthe-Maria Sandmann mit emotionaler Spannung und fantasievollen Verzierungen, begleitet von der flexibel geschulten „Kleinen Cammer- Music“.

Das Konzert mit seinen Interpretationen voller Ausdrucksdichte wurde mit Recht vom Publikum bejubelt. Ein paar Zuhörer mehr wünscht man sich jedoch für diese verdienstvolle Alte-Musik-Reihe in der Friedenskirche, schließlich geben diese Konzerte ein Mehr-Gewinn an musikalischen und historischen Kenntnissen sowie Hörgenüssen.

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