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Kultur: Hier kann keiner entspannen 60 Jahre Sinfonischer Chor der Singakademie

Gleich drei Dirigenten nehmen am kommenden Sonntag im Nikolaisaal den Taktstock in die Hand. Anlässlich des Festkonzerts zum 60-jährigen Bestehen des Sinfonischen Chores der Singakademie Potsdam leiten alle bisherigen Dirigenten einen Teil des Programms.

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Gleich drei Dirigenten nehmen am kommenden Sonntag im Nikolaisaal den Taktstock in die Hand. Anlässlich des Festkonzerts zum 60-jährigen Bestehen des Sinfonischen Chores der Singakademie Potsdam leiten alle bisherigen Dirigenten einen Teil des Programms. Mit Horst Müller steht der Begründer der Singakademie am Pult, der sich 50 Jahre für ein breites Repertoire und eine hohe Sangeskultur einsetzte. Eines seiner wichtigsten Werke, die er immer wieder neu mit dem Chor einstudierte, waren Haydns „Jahreszeiten“. Im Festkonzert wird nun dem „Herbst“ gehuldigt.

Edgar Hykel brachte 2002 eine neue Handschrift ein. Er erweiterte das Repertoire vor allem um Werke Leonard Bernsteins und John Rutters. Hykel dirigiert am Sonntag Rutters „Magnificat“ für Soli, Chor und Orchester. Als Mediator, also zwischen den Werken vermittelnd, sieht sich Thomas Hennig, der jetzige Künstlerische Leiter. Auch er bringt seit 2010 neue Musik in die Singakademie ein, nicht nur die von Arnold Schönberg, sondern auch eigene Kompositionen, „die das übliche bekannte Repertoire in einen anderen Kontext stellten“. Für das Konzert am Sonntag wählte Thomas Hennig Beethovens Chorfantasie c-Moll op. 80 für Klavier, Chor und Orchester. „Ein Werk, das nicht so recht weiß, wohin es will: Es ist Sonate und auch ein Vorgriff auf Beethovens Neunte. Ich nenne es work in progress: Aus der Werkstatt kommend geht es wieder in die Werkstatt zurück. Und so würde ich auch meine Arbeit mit der Singakademie betrachten. Immer offen zu sein, dass neue Sachen entstehen können.“

Thomas Hennig betont, dass die Geschichte des Chores unmittelbar mit dem Lebenswerk von Horst Müller verbunden ist, der schon als Student den einstigen Madrigalkreis der Stadt Potsdam leitete und ihn zur Singakademie werden ließ. „Horst Müller ist mit dem Chor durch dick und dünn gegangen, auch in den problematischen Jahren des Strukturwandels nach der Wende, als die Singakademie in freie Trägerschaft überging und die Geschäftsstelle fast nur noch ehrenamtlich geführt werden musste. Horst Müller schaffte das ganz Grundständige, er bediente die Breite und Fülle, auf die wir heute aufbauen können. Ohne seinen Grundstock gäbe es keine Innovation“, so Hennig.

Die fünf Ensembles, die in Müllers Ägide entstanden sind – neben dem Sinfonischen Chor der Spatzenchor, Kinderchor, Jugendkammerchor und das Claudius-Ensemble – bestehen bis heute. 133 Mitglieder singen allein im Großen Chor. „Doch der Chor wird immer älter und wir verlieren Mitglieder. Der Zustrom hält sich nicht die Waage“, räumt Thomas Hennig ein und benennt ein Problem, vor dem viele Chöre stehen. „Von einem Chorsänger wird eine Menge verlangt, auch dass er seine Stimmbildung persönlich mitfinanziert. Bei uns kann man sich nicht entspannen, es wird Leistung verlangt. Aber Leistung, die glücklich macht.“ Ihm geht es gemeinsam mit der Stimmbildnerin um eine textbezogene Artikulation, dass der Chor ganz homogen in einem Klang formiert und ihn beseelt. Wie jetzt beim großen Festkonzert. Heidi Jäger

Festkonzert des Sinfonischen Chores der Singakademie gemeinsam mit den Brandenburger Symphonikern am Sonntag, 21. Oktober, um 17 Uhr, Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10/11, Karten für 8 bis 19 Euro unter Tel.: (0331)28 888 28

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