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Von Klaus Büstrin: Hinführen zum Weihnachtsfest

Der Dresdner Kreuzchor gab im Nikolaisaal unter der Leitung von Peter Kopp ein umjubeltes Konzert

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Wenn die Erinnerung Bilder malt, dann leuchten die Farben, je eindrucksvoller sich ein Erlebnis in uns verankert. Gewiss haben dabei die Weihnachtsfeste der Kindheit den funkelndsten Nachglanz in der Rückschau. Überlieferungen pochen auf ihr Recht. Sie sind ein wichtiger Stein im Mosaik unserer Kultur. Besonders gemahnt wird man an die Verpflichtung, schöne Traditionen zu pflegen, zur Advents- und Weihnachtszeit.

Tradition ist beim Dresdner Kreuzchor in der Vorweihnachtszeit groß angeschrieben. Er pflegt ihre musikalische Vielfalt mit Liebe. Aber kein Weihnachten ist wie das vergangene. Das Fest lebt, doch es lebt jedes Jahr neu. Und so hätte man in dem Konzert des Dresdner Kreuzchores unter der Leitung von Peter Kopp im vollbesetzten Nikolaisaal auch gern neue, heutige Weihnachtslieder gehört. Aber die rund 70 Jungen hatten ein Programm mitgebracht, dass sich leider auf Altbewährtes und Bekanntes begrenzte.

Mit Andreas Hammerschmidts beliebter Adventsaufforderung „Machet die Tore weit“ begann das Konzert, der sich weitere gern gehörte Motetten von Heinrich Schütz (O lieber Herre Gott) sowie Johann Eccard (Übers Gebirg Maria geht) anschlossen. Der Kreuzchor sang diese Sätze souverän und hatte dafür viele Farben parat. Es war ein wunderbares Hinführen zum Weihnachtsfest.

Der Kreuzkantor Roderich Kreile stand diesmal nicht am Dirigentenpult, da er mit 40 Sängern des Chores zu einem Gastspiel in Japan weilt. Peter Kopp, er hat in Dresden und darüber hinaus als Dirigent einen wohlklingenden Namen, leitet das derzeit große Konzertpensum des „Rest“-Chores. So auch in Potsdam. Mit großer Ruhe wusste er die Kruzianer mit den glockenhellen Sopranen und den weich getönten Altsimmen, Tenören und Bässen durch das Programm zu führen, aus ihnen ein Optimum an klanglicher Qualität und Gestaltungskraft herauszuholen. Auch unter Kopps Leitung wurde hörbar, warum der Dresdner Kreuzchor zu den besten Knabenchören der Welt gehört.

Der wunderbar warme Klang kam in besonderer Weise den Chorsätzen aus der Romantik zu Gute: Johannes Brahms“ kunstvolle Motette „O Heiland, reiß die Himmel auf“ sowie Max Regers unvergleichlich innige Vertonung des Gedichts „Und unser lieben Frauen“. Ganz verinnerlicht wurde dieser Satz interpretiert – ein Höhepunkt des Konzerts. Der helle Jubel über die Geburt Christi kam dann in Jan Pieterszoon Sweelincks Motette „Hodie Christus natus est“ und in Michael Preatorius“ „Psallite“ zum Tragen. 

Etwas Sentimentalität darf es in der Advents- und Weihnachtszeit geben. Die Dresdner Sänger hatten für solche Gefühligkeit Einiges in den Nikolaisaal mitgebracht. Da kam dann sehr Volkstümliches zum Klingen, so „Auf dem Berge, da wehet der Wind“, „Alle Jahre wieder“, „Der Christbaum ist der schönste Baum“ oder „Ihr Kinderlein kommet“. Alle Jahre wieder geben die Kruzianer auch diese Lieder zum Besten, die von manchen belächelt werden. Vielleicht, weil sie allzu oft mit zu viel Rührseligkeit gesungen werden. Doch auch sie gehören zum Bewahrenswerten unserer Musik-Kultur. Peter Kopp versuchte diese Sätze so wenig sentimental wie möglich darzubieten, in dem er natürlich fließende Tempi wählte und keine Tränendrücker erlaubte. Zum Abschluss sang der Kreuzchor „Es ist ein Ros“ entsprungen“ von Michael Praetorius, das wohl mit seiner so frohmachenden Botschaft und seiner schlichten Melodie sehr für sich einnimmt. Auch dieser Satz kam konzentriert und klangschön bei den Zuhörern an. Sie honorierten dies mit langem Beifall. Mit zwei Zugaben ging das Konzert zu Ende. Weihnachten kann kommen.

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