
© Andreas Klaer
Kultur: Hitze, Schweiß und der Blues
Die Potsdamer Band Blues Baby, Blues! vertritt Brandenburg bei der Berliner Music Week
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Musik kann Schwerstarbeit sein, wenn der Schweiß in kleinen Rinnsalen die Gitarre herunterläuft und nicht nur wegen der heißen Sounds die Hitze im Raum unerträglich wird. Aber Musik ist vor allem Leidenschaft. Und wenn die fünf Jungs von Blues Baby, Blues! ihre Instrumente greifen, ist es das Einzige, was zählt. Am kommenden Freitag ist die Potsdamer Band nicht nur zu Gast im Berliner Bassy Club, sondern zeigt auch beim Ruby’s Friday der Berliner Music Week im Postbahnhof, dass Brandenburg musikalisch Erstklassiges zu bieten hat.
„Im Sommer ist es hier drin ein Traum“, sagt René Dohrmann lachend, Sänger und Gitarrist von Blues Baby, Blues! Hier drin, das ist der kleine Proberaum, den sich Dohrmann mit seinen Bandkollegen Michael Schallert (Bass), Nico Streese (Gitarre), Sebastian Kuhlmey (Schlagzeug) und Thomas Münch (E-Piano) in einem eher baufälligen Gebäude in Potsdam-Rehbrücke eingerichtet haben. Samt Teppich und Schirmlampe, die aussehen, als wären sie aus Omas längst vergrabenen Beständen wieder hervorgeholt worden. Und doch scheinen sie irgendwie genau zusammenzupassen, mit den Musikpostern, Plakaten und leeren Eierkartons aus Pappe an den Wänden. Die fünf Jungs sind sichtlich stolz auf die 18 Quadratmeter Probenraum, die sie sich mit viel Mühe gestaltet haben. Denn eine räumliche Möglichkeit zum Proben zu finden, die man sich nicht mit diversen anderen Bands teilen muss, grenzt in Potsdam immer noch nahezu an das Unmögliche. „Wie überall in Potsdam sind auch hier die Mieten hoch“, sagt Sebastian Kuhlmey, der nicht nur als Schlagzeuger den Rhythmus, sondern auch innerhalb der Band häufig den Ton angibt. Aber über mangelnden Platz zwischen Schlagzeug, E-Piano, diversen Gitarren, Verstärkern und dem Kabelsalat auf dem Boden oder die Hitze, die sich in so einem kleinen Raum während der Proben anstaut, beschweren sich die Jungs nicht. Sie kennen es schließlich nicht anders.
Alle aus Luckenwalde stammend, kennen sich Streese, Kuhlmey, Schallert und Dohrmann schon seit Jahren, doch erst durch Pianist Thomas Münch im Jahr 2011 wurde aus dem Blues-Cover-Projekt eine ernst zu nehmende Band in der Potsdamer Musikszene. „Wenn man es gewohnt ist, nach Noten zu spielen, tut man sich schwer, wenn einem gesagt wird, man soll sich einfach mal was einfallen lassen.“ Für Münch, der eine klassische Ausbildung am Klavier absolvierte, war die Umstellung anfangs gar nicht so leicht. Zumal auch seine Bandkollegen dem gebürtigen Niedersachsen erst skeptisch gegenüberstanden. „Wir haben ihm CDs zum Hören gegeben, damit er weiß, in welche Musikrichtung es gehen soll. Hast du die eigentlich noch?“, fragt Dohrmann scherzhaft, der Münch während seines Physikstudiums an der Universität Potsdam kennenlernte und in die Band brachte. Und auch wenn da diese Skepsis der anderen war, Dohrmann wusste, dass die mal zarteren, mal heftigeren Klavierklänge von Münch den Stil von Blues Baby, Blues! wunderbar ergänzen würden.
Obwohl der Blues schon im Namen steckt, legen die Fünf großen Wert darauf, keiner Musiksparte anzugehören. „Wenn wir danach gefragt werden, was für Musik wir machen, ist das gar nicht so leicht zu beantworten.“ Das Beste aus Blues, Folk und Rock fügen Blues Baby, Blues! zu ihrem ganz eigenen Sound zusammen. Kreatives Zentrum der Band ist dabei René Dohrmann, aus dessen Feder die Songtexte stammen. Sie erzählen seine Geschichten. So hat die Band mittlerweile zahlreiche Lieder im Programm. Doch Blues Baby, Blues! ist ein Gemeinschaftsprojekt, dem man die Begeisterung für die Musik anmerkt. Denn spätestens wenn die fünf Jungs ihre Instrumente in die Hand nehmen und die ersten Töne erklingen, sind alle ganz in ihrem Element. Jede Unsicherheit verfliegt und für einen Augenblick zählt nichts außer der Musik. Ein beeindruckender Wandel, der in solchen Momenten die komplette Band durchzieht. Egal ob Nico Streese und Michael Schallert Gitarre und Bass miteinander in Einklang bringen, Sebastian Kuhlmey am Schlagzeug lautlos die Texte mitsingt, Thomas Münch mit beeindruckender Geschwindigkeit die Finger über die Tasten fliegen lässt oder René Dohrmann mit seiner gleichzeitig gefühlvollen und markanten Stimme die Herzen der Zuhörer ein wenig schneller schlagen lässt – der Sound von Blues Baby, Blues! geht mitten ins Herz und hallt tief in der Magengrube wieder. Definitiv ein Sound mit Wiedererkennungseffekt, den man, hat man ihn einmal im Ohr, nicht so schnell wieder loswird. Und wenn man sieht, wie plötzlich alle Fünf im selben Moment die Augen schließen, ihre eigene Musik genießen, wird eines ganz deutlich: Für die Jungs von Blues Baby, Blues! ist Musik keine Arbeit, sie ist Leben, Leidenschaft!
Blues Baby, Blues! spielen am Freitag, dem 6. September, 20 Uhr, im Rahmen der Berlin Music Week im Postbahnhof
Chantal Willers
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