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Kultur: Hoflieferanten

Zur Ausstellung „Kaiserliche Geschenke“ im Potsdam-Musueum (6 und Schluss) / Von Jörg Kirschstein

Stand:

In der Ausstellung „Aus allerhöchster Schatulle – kaiserliche Geschenke“ des Potsdam-Museums werden noch bis morgen über 100 Geschenke des letzten deutschen Kaiers und seiner Familie vorgestellt.

Als besondere königliche Auszeichnung führten zahlreiche Firmen in Potsdam ein Hofdiplom. Besonders in den Residenzstädten waren Hoflieferanten überdurchschnittlich oft vertreten. Im 18. Jahrhundert gehörten sie direkt zur Hofgesellschaft. Im Laufe des 19. Jahrhunderts änderte sich dies. Die mit dem Hoftitel ausgezeichneten Handwerker arbeiteten nicht mehr nur ausschließlich für den Hof, Auftraggeber waren nun auch adelige und bürgerliche Familien.

1887 wurde in einer Bestimmung „über die Führung von Hofprädikaten festgelegt“, dass die Prädikate nicht der Firma, sondern nur dem Inhaber verliehen werden, um ihn persönlich für die herausragende Qualität seiner Waren auszuzeichnen. Nach dem Tod des Firmeninhabers musste der Titel neu beantragt werden. Die Antragstellung für ein Hofprädikat erfolgte jeweils direkt an den Kaiser, die Kaiserin oder an die Mitglieder der kaiserlichen Familie und wurde vom Oberhofmarschallamt bearbeitet. Es wurde geprüft, ob der Antragsteller den Hof tatsächlich mit Waren beliefert, auch der Umfang der Lieferungen und die Qualität der Waren wurden einer sorgsamen Prüfung unterzogen, darüber hinaus musste die zuständige Behörde ein polizeiliches Führungszeugnis ausstellen, in dem die sittliche und moralische Lebensweise und die wirtschaftliche Situation des Bittstellers beschrieben wurde.

Zu den zahlreichen Hoflieferanten Potsdams zählte die Delikatesshandlung H.E. Blankenstein. Der Familienbetrieb gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg mit seinem Gründungsjahr 1805 zu den 25 ältesten Unternehmungen der Stadt. Die Firma, die seit 1882 den Titel eines prinzlichen Hoflieferanten führte, erfreute sich durch die herausragende Qualität und das breite Angebot seiner Waren großer Beliebtheit. Seine Blütezeit erlangte das Geschäft in den Jahren von 1880 - 1910. Gegründet als „Victualienhandlung“, befand sich das Familienunternehmen seit 1815 in der Nauener Straße 11 (heute Friedrich-Ebert-Str. 94 - „Klosterkeller“). 1872 konnte das Geschäft durch den Ankauf des Nachbarhauses erweitert werden. Die beiden Urenkel des Firmengründers, Gustav und Albert, führen seit den 1870er das Geschäft. 1882 erweiterten sie ihre Produktpalette; während Albert die „Colonialwaren- und Delikatessenhandlung“, sowie eine „Kaffee-Röstanstalt“ in der Nauener Straße 11 führte, eröffnete sein Bruder Gustav ein Spezialgeschäft für Tee, Schokolade, ein Importgeschäft von China- und Japanwaren sowie eine Parfümerie, in der Nauener Straße 12. Nach dem Tod des Vaters war das Hofprädikat erloschen. Versuche, den kaiserlichen Hof mit Ware zu beliefern, schlugen mehrfach fehl.

1902 richtete Albert Blankenstein ein Schreiben an die Hofverwaltung. Darin bedauert er, dass sein Unternehmen die kaiserliche Küche bisher nicht mit Waren beliefern darf. Er gibt an, dass er in der Lage sei, sämtliche Delikatessen zu liefern, ohne die Berliner Händler in Anspruch zu nehmen. Das Oberhofmarschallamt gab ihm zu verstehen, „dass keine Veranlassung vorliegt die bisherigen Lieferanten zu wechseln!“

Etwa 1910 zieht sich Blankenstein aus dem Geschäftsleben zurück. Seine Kinder verkaufen das Geschäft 1931 an den Weinhändler Hermann Meye.

1898 hatte Albert Blankenstein als dritte Abteilung seines Unternehmens eine Weingroßhandlung eröffnete, die er mit einer Probierstube verband, diese nannte er „Klosterkeller“. Damit wurde er zum Begründer der Potsdamer Traditions-Gaststätte „Klosterkeller“, die noch heute besteht.

Der Autor ist Kurator der Ausstellung

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