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Kultur: Hohenzollernresidenz

Exponate und Themen zur Ausstellung „Kaiserliche Geschenke (1) / Von Jörg Kirschstein

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In der Ausstellung „Aus allerhöchster Schatulle – Kaiserliche Geschenke" des Potsdam-Museums werden über 100 Geschenke des letzten deutschen Kaisers Wilhelms II. und seiner Familie vorgestellt. In einer Serie stellen wir besondere Exponate und Themen vor.

Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestimmten der kaiserliche Hof, das preußische Militär und die königlichen Behörden den Charakter der Stadt Potsdam in besonderer Weise. Kaiser Wilhelm II. (1859-1941), der seine Kindheit und Jugend im Neuen Palais verbracht hatte, wählte nach seiner Thronbesteigung 1888 den friderizianischen Prachtbau zu seinem zweiten Hauptwohnsitz - neben dem Berliner Schloss. Bis zum Sturz der Monarchie 1918 bildete das Neue Palais das Zentrum des höfischen Lebens im deutschen Kaiserreich. Staatsbesuche europäischer Monarchen, Familienfeste des Kaiserhauses, die traditionelle Frühjahrsparade und der anschließende Blumenkorso verliehen Potsdam den besonderen Glanz einer Residenz. Zahlreiche Händler trugen den Titel des Hoflieferanten und waren für den kaiserlichen Hof tätig.

Potsdam galt wie keine andere Stadt als Synonym für das preußische Militär. Soldaten gehörten zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Potsdamer Straßenbildes. Die hiesige Garnison bestand aus elf Formationen. Dazu gehörten u.a. das 1. Garde-Regiment zu Fuß, das Lehr-Infanterie-Bataillon und das Regiment der Garde du Corps. Dazu kamen noch das Kadettenhaus, die Kriegsschule auf dem Brauhausberg und zahlreiche Kasernenanlagen, insgesamt etwa 7500 Mann. Bei einer Zivilbevölkerung von rund 57 500 Einwohnern betrug der Militäranteil etwa 11,5 Prozent. Die dauerhafte Anwesenheit der kaiserlichen Familie steigerte die Attraktivität Potsdams, was zur Folge hatte, das die Bodenpreise enorm anstiegen. Eine rege Bautätigkeit begann vor allem in der Berliner-, der Nauener- und der Jägervorstadt. Fünf der sechs Söhne des Kaisers nahmen ihren ständigen Wohnsitz ebenfalls in Potsdam. Zu den Prinzenwohnsitzen gehörten das Potsdamer Stadtschloss,das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof, sowie die Villen Ingenheim, Liegnitz und Quandt. Die sechs Söhne Wilhelms II., Kronprinz Wilhelm, die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm, Oskar und Joachim, geboren zwischen 1882 und 1890 wuchsen zunächst im Neuen Palais auf. Die einzige Tochter des Kaiserpaares Victoria Luise (1892-1980) wohnte wohl behütet und unter der Aufsicht von Gouvernanten und Hofdamen bis zu ihrer Eheschließung 1913 im Neuen Palais. Die Prinzen legten nach der zweijährigen Militärausbildung im Kadettenhaus in Plön ihr Abitur ab. Anschließend begannen die Kaiserkinder ihr jeweiliges Studium in den Fächern Staatswissenschaften und Geschichte an den Universitäten in Berlin und Bonn.

Nach ihrer Rückkehr ins heimatliche Potsdam traten sie in das 1. Garde Regiment zu Fuß ein und absolvierten hier ihren täglichen Dienst. Die Prinzen waren nicht in der Kaserne des Garde Regiments untergebracht, sie bewohnten gemeinsam mit ihrem persönlichen Adjutanten eine   komfortable   Wohnung  im  Kabinetthaus am Neuen Markt. Traditionsgemäß konnten Hohenzollernprinzen erst nach der Eheschließung ihren eigenen Haushalt gründen. Bis auf Prinz Adalbert, der als Marineoffizier in Kiel lebte, wohnten alle Kaisersöhne in Potsdam.

Jörg Kirschstein ist Kurator der Ausstellung

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