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Kultur: Hungerfantasie

Familienstück: Barocker Theatersommer in der Orangerie

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Mmhhh – Hühnchen, Spaghetti, Kuchen: Die wunderbare Hungerfantasie der beiden abgebrannten Diener steht dem Gequengel eines Achtjährigen nach einer unangebrachten Zwischenmahlzeit in nichts nach. „Hunger und Liebe“, die Commedia dell’Arte der Theatergruppe I Confidenti, ist überraschenderweise ein Familienstück – empfehlenswert nicht nur für Tanten mit Vorliebe für bunte Kostüme.

Die zweite Auflage des Barocken Theatersommers mit fünf Vorstellungen findet ab Samstag in der Pflanzenhalle der Orangerie Sanssouci statt, nachdem das Schlosstheater für eine umfassende Sanierung geschlossen wurde. Die Bearbeitung der italienischen Barockoper steht in der Tradition der Wandertheater des 16. Jahrhunderts. Stets sind es dieselben Charaktere, deren Verwicklungen vorzugsweise in Sachen Liebe thematisiert werden: Aus dem Volk sind es die Diener Arlechino, immer etwas einfältig, doch grundehrlich, und Brighella, schon etwas gerissener, ein Schlitzohr, immer auf seinen Vorteil bedacht. Als Gegenpart Pantalone, Kaufmann aus Venedig, ein alter, kränklicher Geizkragen, und der gebildete Dottore. Fehlt noch eine Frau: Colombina, die erste emanzipierte Frauengestalt im europäischen Theater, so der Regisseur, der Schweizer David Matthäus Zurbuchen.

Vier Schauspieler und ein kleines Ensemble von drei Musikern an Barockvioline, Barockgitarre und Theorbe, Drehleier, Blockflöten und Fagott, sowie eine sparsame Requisite – mehr braucht es nicht. Mit einfachsten Mitteln kommt diese Theaterform aus, Slapstick, Verwechslung, Improvisation, Musik und Masken – es ist im Grunde nichts anderes als die Samstagnacht-Comedy, einst live vom Dorfplatz.

Die Geschichte beginnt relativ einfach und gründet sich auf eine körperliche Erscheinung, die niemandem fremd ist: Hunger. Sofort ist der Zuschauer mittendrin und gefesselt, jetzt lässt es ihn nicht mehr los. Dann kommt auch noch die Liebe hinzu, und irgendwann möchte man nur noch, dass sich dieses aberwitzige Knäuel von Missverständnissen, Lügen und Täuschungsmanövern endlich entwirren möge. Bis dahin ist es freilich ein weiter Weg, die arbeitslosen Diener Arlechino und Brighella müssen sich so einiges einfallen lassen, um etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Ein Job soll das nötige Kleingeld bringen – und diesen soll ihnen die liebliche Colombina verschaffen. Gar nicht so einfach, wenn der Kopf voll und den Magen leer ist und man vor lauter Aufregung über sich selbst stolpert. Steffi Pyanoe

Vorstellungen am 25. 8. um 19 Uhr, am 25. 8. um 16 Uhr, auch am 31. 8., 1. und 8. 9. Karten für 8 bis 26 Euro unter

www.i-confidenti.de

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