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ZUR PERSON: „Ich bin eben voller Musik“
Die Sängerin Ines Agnes Krautwurst über Swing, Jazz und ihr kleines Problem mit der Oper „Diesen Stil der 20er, 30er Jahre bedienen wir gar nicht so vordergründig.“
Stand:
Frau Krautwurst, „Birds flying high / You know how I feel“, singt Michael Bublé in dem Jazz-Standard „Feeling good“. „I’m feeling good“ ist auch Ihr Konzert im Nikolaisaal überschrieben. Ist das nur Motto oder gleichzeitig eine Art Lebenseinstellung?
Für mich ist es einfach so, dass der Abend „I’m feeling good“ heißt, weil das auch im Prinzip der Titelsong ist. In der ersten Hälfte aber werden Songs von George Gershwin zu hören sein, unter anderem „I got rhythm“ und „Summertime“. Danach dann vorwiegend verschiedene Sachen aus dem Bereich Jazz und Swing in Berarbeitungen für das große Orchester. Insgesamt sind es zirka 20 Titel. Das ist alles ganz gut durchwoben und die Lieder sind alle keine Neukompositionen, die kennt man schon. Wie eben auch „Feeling good“ von Michael Bublé.
Warum hat es Sie dann trotzdem gereizt mitzumachen?
Das kommt ja auch immer darauf an, wie man diese Musik aufbereitet. Zum größten Teil sind das alles Jazz-Standards, die davon leben, wie sie heutzutage interpretiert werden. Also modern aufbereitet, wie bei uns. Diesen Stil der 20er, 30er Jahre bedienen wir gar nicht so vordergründig.
Wie kam es ausgerechnet zu einer Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Landespolizeiorchester Brandenburg, das Sie am morgigen Sonntag begleiten wird?
Hier in Leipzig arbeite ich oft mit der Bläserphilharmonie zusammen. Das ist auch ein großes Orchester mit vorwiegend Bläsern. Irgendwie ist das bei Herrn Köhler, dem Dirigenten des Landespolizeiorchesters, angekommen. Dann gab es eine Empfehlung und er hat sich mit mir in Kontakt gesetzt und mich gefragt, ob ich mit dem Polizeiorchester vielleicht auch etwas machen würde. Er sagte, es solle Jazz sein, Swing auch, aber eher moderne Arrangements. Und dann habe ich natürlich ja gesagt.
Wer Sie und Ihre Programme kennt, weiß, dass Sie sich nicht auf eine Art von Musik festgelegt haben, sondern von Jazz bis Klassik bei Ihnen alles dabei ist. Warum diese Vielfalt?
Mein ganzes Leben lang habe ich mich mit Musik beschäftigt. Ich habe acht Jahre Gesang studiert und tanze auch gern. So habe ich mich da immer weiter vorwärts bewegt. Ich konnte mich nie wirklich entscheiden. Es gibt einfach in jedem Bereich schöne Musik, gute Musik, tolle Musik. Darum bin ich da nicht so festgelegt. Ich bin eben voller Musik, die sich an jedem Ende und an jeder Ecke so oder so ergießt. Ich singe schon sehr, sehr gerne Jazz. Aber ich singe auch wahnsinnig gerne Chansons und Songs von Brecht und Eisler.
War Ihnen schon als Kind klar: Ich werde Sängerin?
Es gab natürlich zwischendurch immer mal so kleine Ideen, die einem durch den Sinn gehen. Aber genau genommen habe ich seit der dritten Klasse schon Klavier gespielt. Ich kam aus einem musikalischen Elternhaus und war mit Musik schon immer verbunden, sodass mir doch ziemlich klar war, dass es in diese Richtung gehen würde. Innerhalb meiner acht Jahre an der Hochschule für Musik habe ich ja auch noch eine zweijährige Musicalausbildung abgeschlossen. Und nach den acht Jahren ging es dann gleich los, an verschiedenen Opernhäusern und Theatern.
Aber trotzdem keine Entscheidung für eine Karriere an der Oper?
Also, ich bin nicht wirklich eine Opernsängerin in dem Sinne. Ich habe mich noch nie auf eine große Opernbühne in einem großen Opernhaus gestellt und eine große Opernrolle gesungen. Es bewegt sich eigentlich eher im Liedbereich.
Warum?
Ich bin deshalb keine Opernsängerin geworden, weil ich immer das Gefühl habe, ich bin ein Mensch dieser Zeit, in der ich lebe. Die meisten Opern wurden jedoch schon vor unserer Zeit geschrieben. Ich habe damit immer so ein kleines Problem gehabt. Ich bin ja auch jemand, der gerne experimentiert, der Dinge verändert, anders macht.
Und das geht bei Opern nicht?
Nein, nicht wirklich. Man kann da weder eingreifen in den Text, noch in die Musik. Und es muss dann eben immer alles ganz genau so gesungen werden, wie es da steht. Das entspricht meinem Charakter nicht.
Also würden Sie sich eher nur als Sängerin im allgemeinen, klassischen Sinn beschreiben?
Ja, unbedingt. Obwohl: Es gehört noch so vieles zu meinem Beruf dazu. Wenn ich eine Evita spiele, dann muss ich singen und tanzen und spielen und sprechen. Das muss man alles mit bedienen. Also mich nur als Sängerin zu bezeichnen, wäre eventuell auch nicht richtig. Vielleicht fällt uns ja noch ein Begriff ein.
Allroundsängerin vielleicht?
Ja, könnte man sagen. Ich kam am Anfang vom Lied, vom Chanson. Ganz am Anfang war das meine Maßgabe, denn ich habe damals in einer Band mitgespielt und wir haben unsere Texte selbst geschrieben. Über diese Schiene und über das Studium in Leipzig und allen Begegnungen, die man hat, entwickelt man sich eben weiter und verzweigt sich und ist dann nicht mehr so eingleisig.
Arbeiten Sie lieber mit großen Orchestern oder mit kleinen Formationen zusammen?
Ich arbeite sehr gern mit so einem großen Orchester, weil man das nicht alle Tage hat. Aber das Besondere an diesem Orchester ist ja, dass es nur aus Bläsern besteht. Für diese Besetzung gibt es dann spezielle, besondere Arrangements. Das ist etwas ganz besonderes und hat einen unglaublich spannenden Klang und eine ungeheure Strahlkraft und überhaupt steckt Energie darin. Das ist schön.
Ihr Konzert mit dem Landespolizeiorchester, ist das eher nur was für den Jazz-Kenner?
Nein, unbedingt für jedermann. Schon der großartigen Besetzung wegen. Es ist auch nicht der wilde Jazz, bei dem dann der Nicht-Jazz-Kenner überhaupt nicht weiß, wo das Lied angefangen hat und wo es aufhört. Das ist alles ganz sanft und fein eingebettet. Es kann jeder hinkommen, der sich für schöne Musik interessiert.
Das Gespräch führte Anna-Maria Kunath
Konzert mit Agnes Krautwurst und dem Landespolizeiorchester Brandenburg am morgigen Sonntag, um 16 Uhr, im Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Der Eintritt kostet von 11,20 bis 16,80 Euro
Ines Agnes Krautwurst, geboren in Borna, studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Schon während ihrer achtjährigen Ausbildung erhielt sie Engagements an führenden Theater– und Opernhäusern u. a. in Bremen, Mannheim, Dortmund, Leipzig, Liège (Belgien), Montpellier (Frankreich).
Sie verkörperte Rollen wie die Shila in „Hair“, Magenta in „The Rocky Horror Show“, oder die Titelfigur in „Evita“. In Variéteshows wie „Die Schneekönigin“ und „Im weißen Rössl“ sang sie ebenso.
Mit über 30 Programmen ist sie eine gefragte Solokünstlerin. Ihr Interesse liegt im Genreübergreifenden.
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