Von Lore Bardens: „Ich bin ein guter Schauspieler“
Götz George stellte im Filmmuseum seine Biographie von Torsten Körner vor
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Schon wollte er flink auf die Bühne hüpfen, aber das durfte er noch nicht: Götz George, der am Donnerstagabend leibhaftig im Filmmuseum Potsdam erschien, musste erst einmal in der ersten Reihe Platz nehmen. „Zu früh“, sagte Direktorin Bärbel Dalichow nur, und der Star, der behauptet, keiner zu sein, setzte sich brav.
Dalichow erzählte erst einmal, dass sie vor George gewarnt worden sei „der ist unerträglich“, habe man ihr gesagt, aber dann, als sie sich zehn Jahre zuvor zum ersten Mal begegnet seien, habe sie schnell erkant, dass „alle Mahnungen vergebens“ gewesen seien. „Er hat mir sehr gut gefallen“, erinnerte sie sich, und diese Erkenntnis sollten die Zuschauer im voll besetzten Kinosaal an diesem Abend auch haben: Ein aufgeräumter, gut gelaunter und amüsant plaudernder, jung gebliebener Götz George präsentierte sich – und nicht in seiner Schimanski-Jacke, sondern im edlen schwarzen Anzug.
Der hörte erst einmal zu, als Autor Torsten Körner aus seiner Biographie vorlas. „Mit dem Leben gespielt“ erzählt auf fast 500 Seiten von den Erfolgen dieses großen Schauspielers und gibt diskrete Einblicke auch in sein Privatleben. Torsten Körner, schüchtern und schmal, las von der letzten Begegnung Götz Georges mit seinem Vater, dem „wirklichen Star“ Heinrich George.
Da war Götz sieben und der Vater in Hohenschönhausen interniert. Die Vorwürfe, ein Nazischauspieler und Propagandist gewesen zu sein, sind inzwischen widerlegt. Heinrich George starb kurz darauf – und die Familie lebte mit seinem Bild weiter.
Aber zunächst erzählte George auf die Frage des ebenso vortrefflich wie zurückhaltend interviewenden Knut Elstermann, dass er eine Biographie gar nicht gewollt habe. „Ich wollte mein Leben für mich behalten“, gab er freimütig zu und erst, nachdem man ihn davon überzeugt hatte, dass die Biographie auch ohne sein Plazet geschrieben würde, stimmte er zu. „Dann kam der liebenswürdige Torsten Körner“, muss George lachen „und ich dachte, der kann doch gar nicht schreiben. Dazu sieht er viel zu zart und sportiv aus.“ „Na, det kann ja was werden“, habe er zu Bruder Jan gesagt, der übrigens auch bei der Veranstaltung zugegen war, wie auch seine Lebensgefährtin Marika Ullrich.
Autor und Schauspieler stritten sich freundschaftlich darüber, wer schneller Rad fahren kann, denn dass Torsten Körner stets mit dem Fahrrad ankam, fand George eben auch sympathisch. Dass sich alle mochten auf dem Podium war spürbar, und dem Gast flog eine Sympathiewelle vom Publikum, das hauptsächlich aus Frauen bestand, entgegen. George plauderte locker über seine Zeit als fest engagierter Schauspieler in Göttingen bei Heinz Hilpert, aber als er merkte, dass es sei, wie ins Büro zu gehen, wollte er was anderes machen. Die Epoche als Wanderschauspieler „immer im Bus mit den Leuten“ empfindet er als die „glücklichste Zeit“ seines Lebens. „Wir spielten wirklich in tollen Theatern und alle großen wunderbaren Klassiker“, und dass er eine Weile, als Opas Kino von den Autorenfilmern für tot erklärt wurde, keine Filmangebote bekam, war auch nicht so schlimm. Vielmehr amüsierte er sich im Rückblick über die Laien, die da versuchten, Kino zu machen, auch Fassbinder fand er merkwürdig: „Ich dachte, was machen die denn für Filme?“, lacht er noch heute.
Das Publikum amüsierte sich ebenfalls, als er schilderte, wie Fassbinder zehn Minuten die Kamera auf das Gesicht von Hannah Schygulla hielt: „Der konnte vielleicht nicht anders“. Doch später sei Fassbinder dann professionell geworden, konzedierte er. Nein, ein Star wie sein Vater sei er nicht, denn wenn der nach Venedig kam, stand die Stadt auf dem Kopf. Er nun müsse denselben einziehen, weil da Kevin Costner gerade einen Film präsentiere.
Und seinen Erfolg erklärte er ganz simpel: „Weil ich glaube, dass ich ein sehr ernsthafter und guter Schauspieler bin“. Überzeugt ist George davon, dass das Fernsehen an Qualität verloren hat. „Ich wohne unendlich gerne in dem Haus, aber es leckt“, sagte es, lachte und signierte viele Bücher, die ihm meist Frauenhände entgegenstreckten.
Lore Bardens
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