Kultur: „Ich bin ein Wesen leichter Art“
Dagmar Manzel gastiert am Samstag mit einem Theaterliederabend im Nikolaisaal
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Ihre Gesundheit ist derzeit etwas angeschlagen: eine leichte Erkältung zwingt die Schauspielerin Dagmar Manzel, ein paar Tage zu pausieren. „Wahrscheinlich hab ich mich in den vergangenen Wochen zu sehr verausgabt. Doch bis zum Samstag bin ich wieder fit“, sagt sie noch etwas heiser am Telefon. Am 25. November um 19.30 Uhr wird die charismatische Künstlerin die Potsdamer mit dem Theaterliederabend „Ich bin ein Wesen leichter Art“ im Nikolaisaal überraschen. Denn Dagmar Manzel begeistert nicht nur auf der Bühne, auf der Kinoleinwand und im Fernsehen mit ihrem eindringlichen Spiel. Sie kann auch singen. Das bewies sie als „Großherzogin von Gerolstein“ ebenso wie in dem 20er Jahre Programm „Eine Sehnsucht – egal wonach“: zwei Produktionen, die am Deutschen Theater (DT) zum Publikumserfolg wurden. Nun also trumpft sie als Gesangssolistin auf, mit Theaterliedern quer durch die Literatur. Allein am DT gab sie damit bereits 30 Vorstellungen vor ausverkauftem Haus. An die 30 Songs, Couplets und Arien sind zu hören. Nach dem deftigem Auftakt „Eenz“ge Jötter! Uff die Bretter“ aus Kalischs „Junger Zunder, alter Plunder“ geht es frivol mit Offenbachs „Ach, ich liebe die Uniformen“ weiter und mündet schließlich in „Erdas Warnung“ aus Wagners „Das Rheingold“. Bei Salomes Schleiertanz versucht sie sich gar als Bauchtänzerin. „Mit ihren vier Musikern gelingt ihr ein Abend, der zwar hinreißend komisch und dabei leicht und süß wie ,Luftschokolade“ ist – aber keineswegs so hohl. Denn Leichtigkeit wird hier ausnahmsweise mal nicht mit Seichtigkeit verwechselt“, schrieb ein Kritiker der FAZ begeistert.
Die Potsdamer konnten das herausragend komische Talent der Manzel bereits vor gut 15 Jahren im Haus Zimmerstraße des Hans Otto Theaters erleben. Damals gastierte sie an der Seite von Thomas Neumann mit Dario Fos „Offene Zweierbeziehung“ - ein furioses Spektakel, das wie ein Feuerwerk des Temperamente zündete und unvergessen bleibt. Und bald gibt es ein Wiedersehen auf Potsdams neuer Bühne: Dagmar Manzel wird in der „Fledermaus“ von Johann Strauß die Rosalinde singen, die in der Regie von Adriana Altaras und unter musikalischen Leitung von Michael Helmrath am 10. März 2007 Premiere hat.
An der enormen Wandlungsfähigkeit Dagmar Manzels gibt es keinen Zweifel. Das machte sie zur Protagonistin des Deutschen Theaters, wo sie von 1983 bis 2001 festes Ensemblemitglied war. Immer wieder erhielt sie Auszeichnungen, nicht nur für ihre Theaterkunst. Erst jüngst wurde sie für ihre Rollen im ARD-Film „Als der Fremde kam“ und im ZDF-Film „Die Nachrichten“ mit dem Deutschen Fernsehpreis 2006 als beste Schauspielerin gekürt. Sie setzte sich damit gegen Iris Berben und Christiane Hörbinger durch. Für den Fernsehfilm „Leben wäre schön“ erhielt sie 2004 zum zweiten Mal den Grimme-Preis, der insgeheim als „deutscher Oscar“ gehandelt wird. Auch mit den Filmen „ Klemperer – ein Leben in Deutschland“ sowie „Der Laden“ nach Erwin Strittmatter feierte sie Erfolge.
Bei aller Freude über die zahlreichen Auszeichnungen, die sie in ihrer Arbeit bestätigen, ziehen sie etwas nach sich, was ihr gar nicht liegt: „dass man zu Festakten eingeladen wird oder eine Laudatio halten soll. Ich mag das nicht, mich überall zu zeigen. Ich arbeite gern und lebe auch gern für mich“, sagte sie unlängst in einem Interview. Für sie sei es wichtig, dass Arbeit immer etwas mit ihr persönlich zu tun habe. „Das Schlimmste ist, wenn man sich künstlerisch verbiegt und aus Angst vor irgendwelchen Konsequenzen schweigt“, was sie auch selbst schon erlebt habe.
Vor fünf Jahren hat Dagmar Manzel den Mut gefunden, freiberuflich zu arbeiten. Der Erfolg ist ihr treu geblieben, und vielleicht fühlt sie sich dadurch noch mehr als „ein Wesen leichter Art“. Heidi Jäger
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